1029. Der Teigtrog und der Backofen des Teufels.

[850] (S. Mittheil. a.a.O. Bd. III. S. 393 etc.)


Im Verther Bruche an einem südlichen Ausläufer der Venner Egge, nnr etwa 30 Ruthen von einander, liegen zwei Steindenkmäler, genannt des Teufels Teigtrog und Backofen. Sie sind ganz so gebaut wie die gewöhnlichen Hünenbetten und Opfersteine, indem bei dem einem drei, bei dem andern fünf Decksteine von Granit auf Trägern von demselben Material über einem mäßigen Auswurfe ruhen, in welchem wahrscheinlich Grabhöhlen für Aschenkrüge befindlich sind. Das kleinere Hünenbett am westlichen Abhange des Vorhügels unmittelbar über der Krietbecke heißt der Teigtrog, das größere am südlichen Abhange desselben Hügels der Backofen, weil angeblich der Teufel auf dem einen sein Brod geknetet, auf dem andern aber es gebacken hat. Wahrscheinlich ist dies die christliche Auffassung eines heidnischen Opferschmauses zu Ehren eines Gottes und vermuthlich wurde auf ihnen aus dem Blute der Opferthiere das von den Westphalen so sehr geliebte Punke- oder Wöbkenbrod gebacken.

Indeß giebt es hierüber noch eine Sage, welche in der Gegend von Dielingen verbreitet ist und nach welcher allerdings durch Verwechselung der Backofen auf den Haldummer Berg, der auch Stemmshorn genannt wird, verlegt wird. Sie lautet so:

Einst lebten zwei Riesen, der eine auf dem Haldummer Berge, welcher auch der Stemmer Berg genannt wird, der andere auf dem Venner Berge. Die Riesenstraße nach der Wieckenhorst zwischen Dielingen und Lunteburg bekam von ihnen den Namen. Sie hatten nur einen Backofen und nur einen Teigschräpper. Den warfen sie sich einander zu. Der Wurf aber mißlang einstens und der Schräpper fiel auf Krons Kampe auf ein klein Stück Landes, welches seitdem das Hünenstück genannt wird. Den Backofen aber hatte der Riese auf dem Haldummer Berge. Als nun der vom Venner Berge seinen Teig dahin schob, klopfte er unter Bomte seine Holzschuhe aus, da die Gegend zwischen Stemmshorn und Bomte sehr sandig ist. Davon entstand ein Sandhügel, Heemanns Hügel genannt, denn der Riese hieß Heemann und von dem Wasser desselben entsprang die Miegbecke, welche aus[850] den Ostercappeler Bergen herabkommt und sich dann mit der aus der Venner Egge herabkommenden Krietbecke, nachdem diese durch die Haide der Seelhorst geflossen ist, vereinigt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 850-851.
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