1032. Der Mecklenbusch zu Hagen.

[852] (S. Nieberg in d. Mittheil. Bd. III. S. 249.)


In der Bauerschaft Sudenfeld im Kirchspiel Hagen lebte auf Gretzmanns Hofe eine Tochter mit Namen Mechel. Sie war so fleißig und auf[852] die Arbeit versessen, daß sie sogar in den vier Hochzeiten das Spinnen nicht lassen konnte. Daher wurde sie nach ihrem Tode verurtheilt umzugehen und an Sonn- und Festtagen auf dem Hofe zu spinnen. Um von diesem lästigen Geiste befreit zu werden, berief der Colon von der Stätte einen Dominikanermönch aus Osnabrück, welcher ihm die Mechel bannen sollte. Nach vielen Beschwörungen gelang es diesem endlich, den unruhigen Spukgeist aus dem Hause in den benachbarten Busch zu treiben, welcher daher noch jetzt der Mecheln- oder Mecklenbusch169 genannt wird. Dort sitzt sie alle Nächte um die Geisterstunde und läßt ihr Spinnrad schnurren. Viele haben das Geräusch ihres Rades gehört, Manche wollen sie sogar selber um ein Gespinnst im Gebüsch haben hängen sehen. Als einstens dieses Gebüsch gefällt und das Holz daraus nach Gretzmanns Hof gefahren und dort auf dem Boden abgeladen war, hörte man wieder alle Nächte das Schnurren des Geisterrades. Der Bauer wurde daher genöthigt, sie nochmals in den Busch bannen zu lassen. Der Dominikaner gab dabei dem Bauer den guten Rath, das Holz aus dem Busche den Armen zu schenken, damit sich der Geist nicht wieder in das Wohnhaus einschleiche. Dies ist denn auch bis auf die neuere Zeit geschehen, wo diese gute Sitte abgekommen ist.

169

Meckel (von μεγας, magnus) bedeutet dasselbe was Gret d.i. groß.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 852-853.
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