1051. Junker Griese zu Schnappburg.

[863] (S. Nieberding a.a.O. S. 49.)


Eine Viertelstunde nördlich von dem Dorfe Barßel, da, wo die Vehne und Soest sich vereinigen und eine Insel bilden, sieht man auf dieser Insel einen Schutthaufen an der Stelle, wo einst die feste Burg Schnappe lag. Eine andere Burg lag ostseits hart an Barßel am Garten des Pastorats. Beide gehörten dem Grafen von Tecklenburg, wurden 1400 an Münster mit abgetreten, noch etwa 100 Jahre später in Stande gehalten, sind aber seitdem zerfallen.

Auf diesen Burgen hauste in alten Zeiten der mächtige Raubritter Junker Griese, Häuptling von Barßel und ein Schrecken der Gegend. Weder Person noch Eigenthum war vor ihm sicher, nicht die Ehre der Weiber und Mädchen. Ungeachtet er aller Bosheiten voll war, besuchte er doch nicht selten die Kirche, um sich mit Gott gleichsam dadurch wieder abzufinden. Dem Pfarrer des Orts hatte er streng eingeschärft, vor seiner Ankunft in der Kirche (er hatte einen Platz unweit des Hochaltars) das Hochamt nicht anzufangen. Einst war die Kirche lange mit Menschen angefüllt, die des Gottesdienstes harrten, als der Priester das Hochamt begann, in dem Glauben, der Junker sei auf einem Raubzuge. Da stürmte aber Junker Griese wüthend zur Kirche herein, ergriff den Priester, der die Opferung verrichtete, vor dem Altare und erschlug ihn.

Doch dies war seine letzte Greulthat und er starb kurz nachher eines jähen Todes. Man sagt, der Teufel habe ihn geholt. Seitdem geht er auf dem Fußwege von der Burg zur Kirche des Nachts spuken, nach seinem Tode auch noch der Schrecken der Lebenden, wie er es im Leben war.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 863.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band