998. Potthof.

[835] (S. Mittheil. a.a.O. S. 254.)


Potthof war ein Bauer zu Dielingsdorf bei Melle, welcher sehr gierig war nach Reichthum und um denselben zu erlangen, seine Freunde betrog, wo er konnte. Nach seinem Tode ging er aber um, und weil er vorzüglich im Kornhandel betrogen hatte, hörte man ihn jede Nacht unaufhörlich auf seinem Boden Getreide messen. Man vernahm ganz deutlich in stiller Mitternacht das Schürfen, Füllen, Anschlagen und Abstreichen des Scheffels. Um den unruhigen Geist zur Ruhe zu bringen, ließ der Anerbe vom Potthofe einen Dominicaner aus Osnabrück kommen, welcher ihn in den benachbarten Violenbach[835] bannte und ihm zur Sühnung seiner Sünden auferlegte, mit einem bodenlosen Eimer den Violenbach auszuschöpfen. Viele Bauermädchen, welche im Zwielicht Wasser aus dem Bache schöpften, behaupten, den Geist gesehen zu haben, am Ufer sitzend auf dem umgestülpten Eimer, um sich von seiner Arbeit zu erholen, und laut klagend.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 835-836.
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