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[737] (S. Lynker, Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Cassel 1854 in 8°. S. 190.)
Bonifacius befand sich einst bei Fulda in der Gegend, wo jetzt Horas steht. Während er dem frommen Gebete oblag, kam aber die Mittagsstunde heran, die Sonne warf ihre glühenden Strahlen senkrecht auf ihn herab und es dürstete ihn sehr. Da aber nirgends in der Nähe ein Brunnen zu sehen war, so mußte er sich entschließen, nach einem ziemlich weit entfernten Bache zu gehen. Ermattet griff er nach seinem Stabe, den er neben sich in die Erde gestoßen hatte, allein als er ihn herauszog, sprang ein silberheller Quell aus der Erde hervor, Bonifacius beugte sich voll innigen Dankgefühles nieder, netzte sein heißes Antlitz und trank das kühle Wasser, und von dieser Stunde an ist auch der Bonifaciusbrunnen der ganzen Umgegend ein Labsal geblieben, in Fulda aber erzählen sich die Kinder, daß alle neugeborenen Knaben und Mädchen aus diesem Brunnen herauskommen.
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
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