856. Ziehers.

[739] (Poetisch behandelt v. Schwarz a.a.O. I. S. 36 etc.)


Einst fuhr ein Bauer aus der Nähe von Fulda sein Zehntengetreide auf einem mit zwei magern Kühen bespannten Wagen nach dem Kloster. Allein der Weg war sumpfig und die Räder blieben im Moraste stecken, so daß, wie sich auch der Lenker des Wagens anstrengen mochte, er ihn durchaus nicht vom Flecke bringen konnte. Da wurde er wüthend vor Ungeduld und schimpfte auf die Pfaffen und sagte, der Teufel solle den Zehnten holen. Da stand auf einmal Beelzebub in seiner höllischen Gestalt mit Pferdefuß und Hörnern vor ihm und fragte ihn, womit er ihm dienen könne. Der Bauer erschrak zwar anfangs sehr, allein schnell faßte er sich und sprach: »Die Last ist für meine Kühe zu schwer, sie können allein den schweren Wagen nicht ziehen, deshalb rief ich ihn: zieh' ers, wir wollen also in Gottes Namen in die Speichen greifen und sicher bringen wir den Wagen aus dem Schmutze.« Da sprach der Teufel höhnisch: »Laß mich künftig hübsch in Ruhe, wenn Dir gerathen ist!« Damit wandte er ihm den Rücken, jener Ort aber, wo heut zu Tage eine Pächterwohnung und Scheunen stehen, heißt noch jetzt Zieh'ers, allein Morast ist dort nicht mehr und die Wege sind auch besser.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 739.
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