939. Tanz und Sang auf Hünengräbern.

[797] (S. Archiv f. hess. Gesch. Bd. V. 2. S. 87.)


Zu Langsdorf herrscht ein alter Gebrauch, daß nämlich die jungen Leute alljährlich am Sonntage vor oder nach Ostern gemeinsam nach der Unterau, einer Wiese, die nördlich von Langsdorf liegt und auf welcher sich etliche Heideköppel d.h. Hünengräber befinden, mit Sang und Klang hinausziehen und nun einen besonderen Gesang anstimmen und dabei tanzen. Folgendes ist der jetzt ziemlich unverständliche Text:


Her is Holz, her is Holz

Unter meinen Füßen

Kapp (Kopf) verloren (und) Keines nicht

So will ich Dich erlösen

Hier und dort

An dem Ort

Sags dem Römer (Kremer) ja ja

Und hast Du mich (dies) im Sinn

So will ich Dich hin lassen stehn

Und zu einer andern gehn.


Bei den letzten Worten wechseln die Burschen ihre Tänzerinnen. Das Fest dauert übrigens bis zum Abend, wo man dann mit Sang und Klang wieder nach Hause zieht. Es ging aber dort die Sage, daß wenn in früheren Zeiten dort das Lied gesungen worden sei und einer hätte den Glauben nicht angenommen, er alsdann an den daselbst befindlichen Heideköppeln ermordet worden wäre und selbst seine Kinder mit dem Leben hätten büßen müssen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 797.
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