1364. Der Teufel holt einen Wittwer und eine Wittwe, weil sie sich wieder verheiratheten.

[1101] (S. Kirchhof Bd. III. Nr. 252 u. 253.)


In einem Dörflein bei Ziegenhain, Eschenrödern genannt, hat sich eine Wittwe aus Unvorsichtigkeit die Worte entfahren lassen, so sie sich wieder an einen Wittwer verheirathen werde, möge sie der Teufel holen. Nachdem sie aber solcher Rede und ihres gottlosen Eides vergessen, und mit einem Wittwer zur Ehe geschritten, Hochzeit gehalten und sie sich zusammen haben schlafen legen wollen, hat der Satan ohne Zweifel ihr zugesetzt, daß sie zweimal aus der Kammer hinab ins Haus ging, der Mann aber ist ihr gefolgt und hat sie wieder heraufgebracht. Als sie aber gemeint, der Mann sei entschlafen, schleicht sie zum dritten Male wieder herab, jener folgte ihr indeß auf dem Fuße bis zu dem Hinterthürlein, welches auf den Hof ging. Wie sie nun vor ihm her und hinaus ging und er hart hinter ihr war, ist ihm ein so starker Wind mit schrecklichem Heulen entgegengekommen, daß er eine Zeit lang von sich selbst nichts wußte, er hat aber die Frau nicht wieder finden können, ob er wohl sie diese Nacht mit brennenden Strohwischen und am folgenden Tage auf dem Felde hin und wieder gesucht, außer daß er ihr Schürzentuch ganz zerrissen und zusammengewickelt in einer Dornhecke liegen sah. Etliche Tage nachher ist sie im Leimsfelder Teiche todt gefunden worden.

Ein Wollenweber in einer Stadt in Hessen, als ihm seine Hausfrau mit Tode abgegangen, und er aus zu großer Liebe, so er noch zu ihr trug, sie nicht vergessen konnte, versprach er sich aus närrischer Meinung und sagte, er wolle keine andere Hausfrau wieder nehmen oder des Teufels sein. Doch haben[1101] ihm einige vornehme Leute im Orte eine andere gegeben. Wie er nun eine kleine Zeit mit derselben zu Hause gesessen, ist etwas in der Nacht (gewiß der böse Feind) vor seine Kammer gekommen und hat gesagt, er solle zu ihm herauskommen, er habe sich ihm einmal ergeben, er sei sein, denn er habe ein Weib genommen. Er, der Mann, und das Weib haben sich nun mit Gottes Wort aufgehalten und getröstet und dem Feinde widersetzt. Wie solches aber zum andern Mal geschah, und sie aufgestanden waren, ging die Frau nach Branntwein, als sie aber wieder heimkam, lag der Mann todt da und hatte sich mit dem Feuerrohr erschossen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1101-1102.
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