1365. Silbernes Crucifix schützt gegen den Teufel.

[1102] (S. Kirchhof Bd. I. Nr. 70.)


Es ist vor alten Zeiten ein Edelmann vom Geschlecht die Wölfe genannt im Lande zu Hessen wohnhaft gewesen. Der ist eines Tages sammt seinem Knechte nach Hause geritten, unterwegs aber haben sie von allerlei Unzucht und Hurerei geredet, weil oft diejenigen, welche in der That nichts mehr vermögen, mit dem Munde die allerunkeuschesten sind. So kommen sie denn an ein Gehölz, der Balhorner Wald geheißen, durch welches die Straße nach des Edelmanns Hause, welches nicht weit davon gelegen war, führte. Da begegnete ihnen ein großer Haufe seltsamer Personen, theils Männer, theils Weiber, jedoch von scheußlicher Gestalt, wie mit Sau-, Ochsen- und andern Thierköpfen, welche sich geberdeten, als wenn sie tanzten, einer aber, der auf einem Ziegenbock ritt und eine wunderliche schwarze Rüstung trug, der sprach zu dem Edelmann und seinem Knechte: »Packt Euch bald möglichst, dies ist mein Tanzplatz!« Sie erschracken und die Zeit ward ihnen gar lang, bis sie vor den Wald kamen. Da sagte der Knecht: »Wie meinet Ihr, Junker? Das war der rechte Mann?« Der Junker aber antwortete: »Was liegt mir an ihm? Meinst Du, daß dieser die Gänse hütet?« Er hatte ein silbernes Crucifix an seiner Hauptkappe, darin sollte ein Schiefer vom heiligen Kreuze sein, das zeigte er dem Knechte, in der Meinung, dieses und Niemand anderes hätte ihn behütet.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1102.
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