378. Der Schloßberg bei Bütow.

[440] (S. Ziehnert, Preuß. Sagen Bd. III. S. 84 etc.)


Bütow ist ein Städtchen im Lauenburger Kreise des Regierungsbezirkes Cöslin, am Flüßchen gleiches Namens in Pommern. Eine halbe Stunde mittagwärts von der Stadt erhebt sich ein ohngefähr 30 Fuß hoher Hügel, der Schloßberg genannt, der sich durch eine wundersame Gestalt auszeichnet, denn er hat vier mit Gesträuch bedeckte, sehr steile Seiten und oben eine Ebene, auf der geackert wird. Auf dieser Ebene war sonst eine mannsdicke Oeffnung von unergründlicher Tiefe, die man aber später ausgeschüttet hat, um das Ackerland bequemer bestellen zu können. Diese Oeffnung soll der Rauchfang eines versunkenen Schlosses sein und mit dem jetzigen Schlosse zu Bütow in Verbindung stehen, weil einmal ein Hund aus dem letztern durch diese Oeffnung wieder zu Tage gekommen ist.[440]

Einem Husaren, der sein Quartier in Bütow hatte, träumte nun aber, daß er sich auf dem Hügel, den er oft besucht hatte, befände und neben ihm ein großer Haufe Gold läge. Am Morgen erzählte er seinen Traum den Kameraden, die ihn derb ausschalten, daß er nicht gleich nach dem Erwachen an den Ort gegangen sei. Der Husar, eben nicht abergläubisch, lacht dazu. Als ihm aber die zwei folgenden Nächte wieder dasselbe träumt, entschließt er sich doch auf den Hügel zu gehen. Da er aber erst seinen Futtersack suchte, um darein das Gold zu stecken, vergeht die Zeit und es graut bereits der Tag, als er auf dem Hügel ankommt. Er findet die Stelle, wo er im Traume gestanden, und auf ihr einen Haufen Mist. Ueber diese Täuschung und Verwandlung des Goldes ward der Soldat aber verdrüßlich, er stieß mit dem Fuße den Dünger auseinander, und da verschwand derselbe augenblicklich.

Ein Viehhirte verlor einstmals auf dem Hügel zwei Ochsen von seiner Heerde. Er suchte sie ängstlich und fand die mehrerwähnte Oeffnung des Berges und neben derselben einen gedeckten Tisch, auf dem ein Bund Schlüssel und ein Teller mit drei Butterschnitten sich befanden. Er hatte zwar Hunger, wagte es aber doch nicht, die Butterschnitte anzurühren und die Schlüssel ließ er ganz unbeachtet. Bei seiner Nachhausekunft erzählte er seinem Brodherrn, was er gesehen, und dieser versicherte ihm, daß er, wenn er die Schlüssel und die Brodschnitte an sich genommen hätte, würde reich und glücklich geworden sein, und kehrte sogleich mit ihm dahin zurück, aber Alles war verschwunden. Später fand der Hirtenknabe noch einmal den Tisch mit den Butterschnitten, aber ohne die Schlüssel. Er gedachte wohl der Ermahnung seines Herrn, konnte aber dennoch nicht den Muth gewinnen, die Butterschnitte zu nehmen. Seitdem ist aber nichts Aehnliches gesehen worden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 440-441.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band