400. St. Nicolaus in Greifswald.

[451] (S. Bechstein, Deutsches Sagenbuch S. 199.)


Zu Greifswald hat in einer der Kirchen, es war wohl die Nicolaikirche, das hölzerne Bild des h. Nicolaus gestanden. Nun brach eines Nachts ein Dieb in diese Kirche, wollte den Gotteskasten aufschlagen und das darin befindliche Geld herausnehmen. Da erhob der hölzerne Heilige drohend seinen Arm gegen den Dieb, der aber war unerschrocken und sprach: »Lieber h. Nicolaus, wir wollen um das Geld einen Wettlauf machen, wer zuerst von der Thüre durch das Schiff nach dem Chore kommt, wo der Gotteskasten steht, dem soll das Geld gehören!« Er lief also so schnell als er konnte durch die lange Kirche nach dem Chore, allein der Heilige lief auch und kam weit eher hin. Da sprach der freche Dieb: »Lieber Heiliger, Du könntest fürwahr bei dem Herzog Laufer werden! Allein Dir nützt doch das Geld nichts, drum will ich es lieber nehmen, denn ich kann es brauchen!« Damit nahm er das Geld und ging ab.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 451.
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