486. Der schwarze See bei Grimmen.

[511] (S. Temme S. 209.)


Die Stadt Grimmen soll früher an einer andern Stelle gestanden haben, da nämlich, wo jetzt der schwarze See ist. Hierin ist die Stadt mit allem versunken, was in ihr war, wann aber, das weiß man nicht. Derselbe liegt ohngefähr eine Achtelmeile von der jetzigen Stadt Grimmen, links am Wege nach Grellenberg; wo er am längsten ist, ist er ohngefähr 70 Schritte lang und 60 Schritte breit, seine Tiefe aber kennt Niemand, er soll grundlos sein. Rund umher ist er mit kleinen Anhöhen und einem Erlenbusche umgeben, dessen Boden aber so feucht und morastig ist, daß man nur im trockensten Sommer trocknen Fußes bis an den See gelangen kann. Sein Wasser ist schwarz und bitter und verändert sich niemals, mag der Wind noch so stürmen, seine Oberfläche bleibt immer glatt. Das soll aber daher kommen, weil der See auf der versunkenen Stadt ruht. Es lebt auch kein Fisch in seinem Wasser und das soll darin seinen Grund haben, weil eine geweihte Kirche, deren Glocken man noch oft hören kann, in ihm versunken ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 511.
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