146. Warum die Schlesier Eselsfresser genannt werden.

[160] (S. Cp. Sommers Curiöser Tractat, der Schlesische Eselsfresser genannt. Aus dem Lateinischen übersetzet durch M.M. Dreßden und Leipzig 1703 in 8°. Schlesisches histor. Labyrinth. Breslau und Leipzig 1737 in 8°. S. 127 etc.)


Die Schlesier, welche ihren Namen von einem alten König, genannt Schlesi, haben sollen, werden spottweise Eselsfresser genannt, angeblich weil sie so dumm gewesen, daß, da sie nie einen Esel gesehen, endlich einen solchen[160] bei Crossen erblickt, denselben als ein wunderbares Wild geschossen, auf dem Zobten gebraten und zu Breslau aufgefressen hätten. Der wahre Grund soll aber der gewesen sein, daß vor Alters in der Gegend von Reichenstein sich ein reiches Goldbergwerk befunden, welchem man den Namen des güldenen Esels beilegte, und da die Bewohner des Landes sich selbst mit der Ausbeutung desselben beschäftigten und keine Ausländer zuließen, so haben letztere aus Aerger gesagt, die Schlesier wären auf ihren güldenen Esel so beflissen, daß sie denselben allein auffressen wollten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 160-161.
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