193. Die Entstehung der Kirchen zu Neuendorf.

[202] (S. Wedekind S. 109.)


Das Dorf Neuendorf im Habelschwerdter Kreise in einer Schlucht des Schneegebirges zeichnet sich durch ein überaus großes und prächtiges Gotteshaus[202] aus, welches an der Stelle der alten hölzernen, zu Ehren der h. Margarethe 1560 aus Holz errichteten und seit 1640 aus Stein umgebauten Kirche erbaut worden ist. (1703?) Eine zweite alte, neben der ebengenannten stehende, verdankt ihre Erbauung dem Schulzen desselben Ortes. Derselbe hatte im Jahre 1486 seine einzige Tochter Barbara im Walde verloren, daher gelobte er, der h. Barbara eine Kapelle zu erbauen, wenn er sein Kind wiederfände. Dies geschah; nach drei Tagen ward die Kleine mit Holzspähnen spielend, lächelnd und gesund wiedergefunden. Der Vater erfüllte sein Gelübde und erbaute die Kapelle.

Die vorhin gedachte größere neue Kirche soll aber auf folgende Weise entstanden sein. Ein Fürst, der in türkische Gefangenschaft gerathen war, that das Gelübde, der h. Jungfrau eine Kirche zu erbauen, wenn er seine Freiheit wieder erlange. Dies gelang ihm und bei seiner Ankunft in Wien entdeckte er dem Grundherrn von Mittelwalde sein Gelübde, sagte aber, er wisse nicht, wo er dasselbe erfüllen solle. Da kam ihm der Graf (Althann) mit dem Erbieten entgegen, daß dies auf seinen Gütern geschehen könne und wirklich wählte nun der Fürst den Platz zu Neuendorf.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 202-203.
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