1249. Wie die Reformation von den Friesen angenommen ward.

[1024] (S. Hansen a.a.O. S. 265.)


Als zu der Zeit Luthers einst (wahrscheinlich während seines Aufenthalts auf der Wartburg) drei junge Föhringer Studenten von Wittenberg aus, wo sie bisher studirt hatten, ihre Heimathinsel besuchten, begannen sie die Lehre Luthers unter ihren Landsleuten zu verbreiten. Sie geriethen dabei mit den derzeitigen katholischen Predigern auf Föhr, wie zu erwarten war, in Streit, namentlich auf einer Kindtaufe in Uettersum. Einer der Prediger, der Diaconus zu St. Laurentii, wurde freilich von diesen Jünglingen[1024] für die neue Lehre gewonnen, allein die übrigen blieben dem alten Glauben getreu; ja einer der Prediger an der St. Johanniskirche zu Nieblum eiferte so gewaltig gegen die Reformation, daß er eigens nach Amrum reiste, um die dortigen Einwohner zu ermahnen, bei dem alten Glauben zu bleiben. Er fügte seinen Reden die Verwünschung hinzu: »Wenn die päpstliche Religion nicht die rechte Religion ist, so begehre ich nicht wieder lebendig heimzukehren.« Auf seiner Rückreise, welche er zu Pferde machte, war er bereits auf Föhr angekommen, als er in der Nähe des Dorfes Heddehusum unerwartet von dem Pferde stürzte und den Hals brach. Dieser Umstand soll viel dazu beigetragen haben, der Kirchenreinigung Luthers Eingang auf Föhr zu verschaffen. Zum Andenken an den merkwürdigen Todesfall warf in der Folge jeder Vorübergehende einen Stein auf die Stelle, wo der Eiferer für die katholische Religion gestorben war und durch seinen Tod, wie man urtheilte, bewiesen hatte, daß die evangelisch-lutherische Kirche die bessere sei.

Nur auf Helgoland, wohin der König von Dänemark im Jahre 1530 einen ehemaligen Mönch, der zur lutherischen Kirche übergetreten war, zur Einführung der Reformation sandte, widersetzten sich anfänglich die Einwohner der neuen Lehre, stürzten den gewesenen Mönch von ihrer Felseninsel ins Meer und ließen ihn ertrinken. Als jedoch bald darauf in einem Sturme, an der Stelle, wo dieses geschehen war, ein Felsenstück durch die Wellen von der Insel abgerissen ward und die Einwohner dort eines Morgens eine vereinzelte Klippe im Meere fanden, die einige Aehnlichkeit mit einem Menschen hatte, glaubten sie, daß der ermordete Mönch zu ihrer Schande und Strafe versteinert wieder aufgetaucht wäre, nahmen sich das Geschehene zu Herzen, traten zu der evangelischen Kirche über und nannten diese Klippe, welche erst im Winter 1838/39 von den Wellen gänzlich zertrümmert wurde, fortan zur Erinnerung an ihre schmerzlich bereute That: den Mönch.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1024-1025.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band