521. Das Nonnenkloster zu Thorn.

[537] (S.L. David Bd. V. S. 170 etc., nach Duisburg. Chron. P. III. c. 303.)


Im Jahre 1311 als der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen gestorben war, überfiel der Großfürst von Litthauen Vithenes87 das Ordensgebiet und verwüstete namentlich Samland und Ermeland. Er machte im flachen Lande ungeheuere Beute und führte auch 1400 Jungfrauen mit hinweg. Bei seinem Abzuge lagerte er sich in einem Walde um die Beute zu theilen und als er darunter auch eine Monstranz fand, riß er die geweihte Hostie heraus, zeigte sie den gefangenen Christen und sprach: »Wer ist nun Euer Gott, daß er Euch und sich selber nicht zu beschützen vermag!« Hierauf nahm er die Hostie, warf sie auf den Boden und trat sie mit Füßen, um seine Verachtung zu zeigen. Allein die Strafe folgte auf dem Fuße. Während er dies gethan, hatte sich der Großkomthur Heinrich von Plötzke mit einem schnell gesammelten Heere von Ordensrittern und reisigen Knechten heimlich herangeschlichen, überfiel die Litthauer, schlug und tödtete sie fast alle, indem nur Vithenes schwer am Kopfe verwundet mit zwei Dienern entrann, machte die Gefangenen frei und erbaute zum Gedächtniß dieses Sieges das Nonnenkloster zu St. Bernhard zu Thorn.

87

Hennenberger S. 452. 488 sagt, es sei dies nach einem Siege über den König Witte in Bartten auf einem Berge bei Woplaucken geschehen nicht weit vom See Tensat.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 537.
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