528. Die Erbauung der Kirche zum h. Leichnam in Elbing.

[539] (S. Fuchs a.a.O. Bd. III. 1. S. 240 etc. Hennenberger, Erkl. S. 113.)


In den ersten Zeiten der Stadt Elbing befand sich da, wo jetzt die Kirche zum h. Leichnam oder die Reiferbahnsche (so genannt von den Bahnen der Reifschläger) Kirche steht, eine von einigen Holländern errichtete Kapelle, welche diese, weil sie aus der Gefahr eines Schiffbruchs durch Anrufung des Ritters St. Georg gerettet worden waren, hier hatten erbauen lassen. Hier[539] pflegten die Seefahrenden, wenn sie eine glückliche Reise gemacht hatten, ihr Dankgebet zu verrichten. Im Jahre 1400 kam in dem daran gelegenen Hospitale Feuer aus und sowohl dieses als die Kapelle gingen in Feuer auf. Als man den Schutt der Brandstätte der Kapelle aufräumte, fand man die in dem silbernen Gefäß der Monstranz eingeschlossen gewesene Hostie zwischen den Steinen unversehrt, da das Gefäß selbst geschmolzen war. Dieses Wunders halben hat nun der Komthur des deutschen Ordens hierselbst, Helwing Schwan, hier eine Kirche erbaut (vollendet 1405) und sie zum h. Leichnam benannt, die aber einige Zeit lang (bis nach 1413) noch den zweiten Namen St. Georgenkapelle führte. Es stand auch, ehe die Halle nach Süden zu gebaut ward, hier noch der Ritter St. Georg in Holz in kolossaler Form ausgehauen, kam aber später unter das Kirchendach, wo er jedoch auch nicht mehr ist. Das Wunder der unverbrannten Hostie zog viele Gläubige hierher, um Ablaß zu erhalten, wozu der Erzbischof zu Riga, Sylvester, 1450 der Kirche die Erlaubniß ertheilte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 539-540.
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