568. Woher der Name des Glappenbergs bei Königsberg komme?

[557] (S. Hennenberger S. 43.)


In Preußen hat ehedem bei Capurn ein Schloß gelegen, Conowedit genannt. Dies wollte ein gewisser Glappo einem seiner Freunde, Stenow genannt, der ihm zuvor sehr treu gewesen war und viel gedient hatte, zu Gut gewinnen und beschied ihn zu gelegener Zeit dahin. Derselbe Stenow zeigte es aber zu Königsberg dem Komthur an, sie fielen hinaus, fanden den Glappo, stürmten die Burg, erschlugen die Ermländer und nahmen ihren Hauptmann Glappo gefangen. Dann aber führten sie ihn nach Königsberg und hingen ihn vor der Stadt an einem Baume auf einem Berge auf, der davon den Namen bekommen hat und er ist der Glappenberg genannt worden. Dies ist eben der Berg, so nicht weit dem St. Nicolaithor gegenüber liegt. Die Stätte aber hat lange wüste gelegen, ehe sie wieder angebauet ward. Derselbe Berg wird auch der Rollberg genannt, wie etliche meinen, von Rollo dem Herzog der Normandie, der eine Zeit lang, als er dort vertrieben war, hier gewohnt haben soll, aus welcher Zeit man noch Spuren alter Gebäude in der Erde findet. Derselbe Rollo ist aber von hier später wieder nach Hause gefordert worden und wegen seiner vielfältigen Thaten hochgeehrt gewesen. Er hat sich später taufen lassen und den Namen Robertus bekommen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 557.
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