1.

[103] Ein stilles Eiland in entlegnen Meeren,

Ein Hort der Einsamkeit, den Störer mieden,

Der liebste Traum der Herzen ist's, die Frieden

Und tiefste Abgeschiedenheit begehren.


Ein Schiff, hinsteuernd in die schicksalschweren,

Verhüllten Reiche der Okeaniden,

Das lockendste der Bilder ist's hienieden

Für Herzen, die im Drang zur Ferne gähren.


Kein Zauber doch ist deinem gleich von allen,

Umflorter Sarg! Im Banne deiner Truhe

Vereint das Bleiben sich und Weiterwallen;


Du bist das Wanderschiff durch wilde Brandung,

Du bist das stille Inselland der Ruhe,

Bist Rast und Reise, Fahrt zugleich und Landung.


Quelle:
Anastasius Grün: Gesammelte Werke, Band 1–4, Band 2, Berlin 1907, S. 103.
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