3.

[44] Ein greiser Mönch schleicht durch des Kreuzgangs Hallen,

Horch, Flüche seiner bleichen Lipp' entwallen,

Wie aus zerfall'nen Tempeln in der Wüste

Ein Schwarm von Panthern springt mit Mordgelüste!


Ich lauscht', und Fluch um Fluch entbot der Alte

All' dem, was heilig, lieb und groß ich halte;

Mir war's, als schleudert' er mit Hohn, zerrissen,

Mir meiner Freuden Blüthenkranz zu Füßen!


Als ob er an der Wand zu Trümmern würfe

Den Goldpokal, draus ich Begeist'rung schlürfe!

Als ob der Geifer seines Munds bespeie

Das heil'ge Banner, dem ich stolz mich reihe!


Halt an! – Mein Schwert sollt' aus der Scheide klirren,

Die Pfeile, zücht'gend, aus dem Köcher schwirren,

Wenn dich die weißen Haare nicht, die milden

Fürsprecher, deckten mit den Silberschilden!


Sie sind des heil'gen Stromes weiße Wellen,

Die sanft ein schroffes Inselhaupt umquellen;

Der Silberlocken Brandung heiligt, schirmet

Des Wahnes Tempel selbst, der drauf sich thürmet.

Quelle:
Anastasius Grün: Gesammelte Werke,Band 1–4, Band 3, Berlin 1907, S. 44-45.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schutt
Sämtliche Werke 6: Schutt. Hg. von Anton Schlossar [Reprint der Originalausgabe von 1906]
Schutt (German Edition)