Zweite Szene

[38] Das deutsche Lager bei Legnano

Im Zelt des Kaisers.

Der Kaiser und die Kaiserin treten auf, mit ihnen der Graf von Tirol und anderes Gefolge.


KAISER FRIEDRICH.

Geliebte, dunkelrot brennt dort die Sonne,

Als spiegelte sie schon das Blut zurück,

Das heut noch fließt. Schon plänkeln die Vorposten

Der Heere – Es nahn Kampf und Schlacht!

BEATRICE.

Das sagst du freudig?

KAISER FRIEDRICH.

Wer freute sich nicht, wenn er seinen Feind

Endlich vor seines Stahles Spitze findet?

– Tirol, du flüchtest mit der Kaiserin,

Wenn ich sollt fallen!

BEATRICE.

Fallen? Du?

Unmöglich! Was verbrach ich, daß das Schicksal

Mich so bestrafen dürfte?

KAISER FRIEDRICH.

Teure –

Schwert in der Hand, die Brust im vollsten Atem,

Den Lorbeerkranz schon in den Locken fühlend,

Dahin zu sinken in des Lebens Blüte –

Das nenn ich Sterben – Auf dem Ruhebett

Gibts nur Hinkränkeln!

BEATRICE.

Du bist Barbarossa!

Mir bangt das Herz, weil du dem Tod so trotzest,

Und doch – ich könnte dich nicht lieben, wärst

Du anders!

EIN GEWAFFNETER tritt ein.

Kaiser, die Lombarden nahn!

Schon dröhnen ihre Kriegsposaunen! Immer

Vermehren sich noch ihre Scharen, und

Die ganze Jugend Mailands hat in Banner[38]

Des Todes sich geordnet, und geschworen,

Zu sterben oder siegen!

KAISER FRIEDRICH.

Nun, so treffen

Wir würdgre Gegner, als ichs fürchtete! –


Zu dem Gefolge.


Reicht mir den Helm! Sein Busch sei eure Fahne!


Er setzt sich den Helm auf.


BEATRICE.

Wie stolz und herrlich steht er da! Es wandelt

Doch nur Ein Hohenstaufe auf der Erde!

KAISER FRIEDRICH einen Augenblick aus dem Zelte blickend.

Der Staub fliegt auf vor beider Heere Tritten –

Es trübt der Mittagshimmel sich davor –


Zurücktretend.


Mich faßt ein unaussprechlich Sehnen nach

Dem Löwen! Niemals noch kämpft ich mit Lust,

Wo ich ihn nicht zu meiner Seite wußte!

DER GEWAFFNETE.

Er rückt jetzt eben an mit seinen Völkern.


Heinrich der Löwe mit Gefolge, unter dem Jordanus Truchseß, Albrecht von Roden und andere Ritter. Heinrich der Löwe tritt ein.


BEATRICE.

Da ist er!

KAISER FRIEDRICH.

Heinrich, komm in meine Arme!

HEINRICH DER LÖWE in des Kaisers Arme stürzend.

Mir schwindelt! – Schlaget, Herzen! schlagt zum letzten

Noch einmal aneinander! Möchtet ihr

Euch jetzt zerschlagen! – Es wär selger Tod!

KAISER FRIEDRICH.

Löwe, du zuckst – du atmest kurz – Was ist dir?

Bist du erkrankt?

HEINRICH DER LÖWE sich aus der Umarmung losreißend.

Und nun wohl nimmer wieder! –

– – Kaiser, ich folge deiner Bahn nicht mehr!

KAISER FRIEDRICH.

Du folgst nicht mehr?

HEINRICH DER LÖWE.

Mit meinem Heer zieh ich nach Deutschland!

Vereinst du dich mit mir, so wirds mich hoch

Erfreun, und dir den Rückzug helf ich decken! –

– Doch nie schlag ich die Schlacht mit den Lombarden![39]

KAISER FRIEDRICH.

Wie? Träum ich? Oder ists der Wahnsinn,

Der wüste Bilder um das Haupt mir jagt?

Du mich verlassen? Heut? Wo mich die Feinde

Zahllos umfluten?

HEINRICH DER LÖWE.

Deine eigne Schuld!

KAISER FRIEDRICH.

Du scherzest, Heinrich! Deutschlands Ruhm, die Ehre

Des Kaisers, meines Lebens ganzes Trachten

Steht auf dem Spiel – Ich bitte, werde ernsthaft!

HEINRICH DER LÖWE.

Ich bin es nur zu sehr! – Zieh mit! Was will

Für dich die winzge Lombardei bedeuten?

In Deutschland selbst liegt Deutschlands Kraft!

KAISER FRIEDRICH.

So wenig

Kennst du der Hohenstaufen Ziele, Welfe?

HEINRICH DER LÖWE.

Ha, Welfe! Recht gelegen tönt der Name

Mir in das Ohr!

KAISER FRIEDRICH.

Was Lombardei!

Nichts gilt sie mir! Als mächtigster der Fürsten,

Ward ich Vorfechter von Europa – Was wir

Bekriegen, ist die Anmaßung der Kirche!

Und da der Papst die Lombardei als Bollwerk

Des Vatikanes mir entgegentürmt,

So ist zuerst das Bollwerk zu zerstören,

Bevor ich selbst mit diesem ehrnen Handschuh

Ihn fasse an der Brust! Und gehn Millionen

In diesem Kampf um Geistesfreiheit unter –

Sie konnten nimmer schöner fallen, und

Ich sehe schon den Phönix, welcher sich

Aus ihrer Asche riesengroß, die Welt

Mit seines Fittichs Glanz vom Aufgang bis

Zum Niedergang durchblitzend, wird erheben!

HEINRICH DER LÖWE.

Ich hörs: das beste ist, daß wir uns fliehen!

– Der Welfe strebt so kühn als der Waiblinger;

Doch nicht kämpft er um eitlen Wahn, der schon

Von selbst verfliegen wird. Er hofft am Nordpol

Noch einst die Zeichen seines Hauses aufzupflanzen,

Als ewges Denkmal, daß er ward der Herr[40]

Des Nordens und ihn bindet wie sein Eis!

Er hofft, daß unter seiner Schiffe Lasten

Dereinst noch alle Meere seufzen, während

Auf den Verdecken seine Völker jubeln!

– Leb wohl!

KAISER FRIEDRICH.

Vom Himmel stürzet, Sonnen! Alpen

Schmelzt hin wie Schnee, wenns taut im Lenz!

Erdball

Erhebe! Felsen löst euch auf in Rauch

Und Dampf – denn heut vergeht die deutsche Treue!

HEINRICH DER LÖWE.

Wo Löwentreu ist, wohnt auch Löwenwut,

Und rast die Wut, so kennt sie weder Treu

Noch Fesseln – Alles trümmert sie zu Stücken!

KAISER FRIEDRICH.

Heinrich, mein Heinrich! Hast du mich in Rom

Errettet, daß ich hier verderbe?

HEINRICH DER LÖWE.

Laß

Mich fort!

KAISER FRIEDRICH.

O, nichts, nichts auf der Welt, was ich

In diesem Augenblick nicht opferte –

– – Zu deinen Füßen stürzt der Kaiser, faßt

Die Kniee dir – sein Aug wird trübe – und er fleht:

Entweiche nicht von ihm in dieser Stunde

Der Not!

HEINRICH DER LÖWE.

Entsetzlich! – Auf! Empor! Empor!

Empor!

JORDANUS TRUCHSESS.

Herzog, die Krone, die du jetzt

Zu deinem Fuß siehst, schmückt dir bald die Stirn!

ALBRECHT VON RODEN.

Truchseß! Truchseß! ich fürchte sehr, sie wächst

Ihm übers Haupt!

HEINRICH DER LÖWE.

Wie toben in der Brust

Der Schmerz mir und der Stolz! – Hier liegt vergolten

All was die Welfen litten!

– Kaiser, auf!

Ich bitte dich – Vergebens hast du dich erniedrigt!

Es schmerzt mich – doch du hättest wissen sollen,[41]

Daß ich entschlossen bin, und nicht das Wanken

Der Welt mich im Entschlusse beugt!

BEATRICE.

Gemahl

Und lieber Herr! – Verzeih, mir bebt die Stimme! –

Steh auf! Gott wird dir seine Hülfe leihen,

Gedenkst du einst an diesen Tag!

KAISER FRIEDRICH.

Du sagst

Das, Milde? Und mit Tränen, zürnenden

Und heißen? – Sie entzünden mich, und wie

Die Flamme auf den Wetterstrahl emporzuckt,

Stürm ich empor! Trabanten, greift den Braunschweig!

HEINRICH DER LÖWE.

Weh dem, der ihn berührt. – Er ist gewaffnet,

Und viele tausend Helfer stehn ihm nah!


Wild rufend.


Hie Welf!

KAISER FRIEDRICH ebenso wild.

Hie Waiblingen!


Auf der Seite Heinrichs des Löwen stürzen sächsische, auf der Seite des Kaisers, schwäbische und fränkische Ritter und Herren herein – sie ziehen wider einander die Schwerter, und dabei.


LAUTER RUF DER SACHSEN.

Hie Welf!

LAUTER RUF DER SCHWABEN UND FRANKEN.

Hie Waiblingen!


Schwäbisch-fränkischer Kriegsmarsch ertönt mit Trompeten und Pauken. Die Sachsen erwidern ihn mit dem ihrigen, aus Stier-Hörnern.


ALLGEMEINES GESCHREI BEIDER HEERE.

Zum Kampf! – Zum Streit! – Ausrotten

Laßt uns die Welfen! – Die Waiblinger! –

DONNERNDES GESCHREI DES LOMBARDENHEERS AUS DES FERNE.

Guelfen hoch!

Gegrüßet, Braunschweig, Bundsgenossen!

KAISER FRIEDRICH.

Was ist das?

EIN SCHWÄBISCHER RITTER.

Der Lombarden

Freudenschrei!

Sie grüßen


Auf Heinrich den Löwen zeigend.


den als Freund![42]

KAISER FRIEDRICH.

Empörer ringsum!

Die Schwerter schwingt! Wir müssen uns herausmähn!

HEINRICH DER LÖWE.

Zischt lustig, Klingen!

BEATRICE stürzt sich zwischen den Kaiser und den Löwen.

Eh ihr hier euch anfallt,

Müßt ihr erst meine Brust durchbohren! – Willst

Du doppelter Verräter werden, Löwe?

Den Kaiser nicht nur lassen, auch den Gegnern

Des Kaisers dich vereinen?

– Kaiser, willst

Du ihn zum doppelten Verrate zwingen?

Begehen muß er ihn, wenn du ihn jetzt

Angreifest!

Wollt ihr euch zu Lust und Spott

Der Wälschen wechselseitig hier vertilgen?

In Deutschland grünt der Boden, wo

Es euch geziemt, die Fehde auszufechten!

KAISER FRIEDRICH.

Ich ahnt es stets: wo hohe Zartheit wohnt,

Da wohnt auch tiefer Geist! – Burgunderin,

Du hast recht.

HEINRICH DER LÖWE.

Sie hat recht!

KAISER FRIEDRICH.

Jetzt, Löwe, geh!

Doch hüt dich vor dem Jäger, der fortan

Bis in Norddeutschlands Marken dich verfolgt!

HEINRICH DER LÖWE.

Der Löwe zittert nicht vor Jägern, ob

Ein kaiserlicher auch darunter jagte!

– Er schüttelt nur die Mähne!

DIE BEGLEITER HEINRICHS DES LÖWEN ihre Speere erhebend und aneinander schlagend.

Schüttelt nur

Die Mähne!


Heinrich der Löwe mit seinen Leuten ab.


KAISER FRIEDRICH.

O mir ists, da ich die Tapfern

Fortziehen seh, als rissen tausend Eichen,

Die mir gewurzelt in des Herzens Gründen,

Sich blutend daraus los!

BEATRICE.

Mein Christ! Du wirst

Ganz bleich![43]

KAISER FRIEDRICH.

Ich werd es!


Auf die abziehenden Sachsen deutend.


Welch ein großer Teil

Von meiner Kraft zieht nicht dahin!


Hufschlag hinter der Szene.


Wer reitet

Da vor?

EIN GEWAFFNETER tritt ein.

Der Erzbischof von Mainz

Sprengt vor das Zelt.

KAISER FRIEDRICH.

– O was tut Freundesname! –

In meinem Schmerze hätt ich fast vergessen,

Daß mir noch andre Freunde da sind, als

Der Löwe! – Einsam und verloren,

Ein in den Wind gefallnes Blatt, durchirrt

Der Mensch die Welt, wenn nicht zwei Bande,

Der Freundschaft und der Lieb, ihn an sie knüpfen!

BEATRICE.

Ist meinem Helden nicht der Liebe Band zu schwach?

KAISER FRIEDRICH.

Ich tat dir unrecht, wenn ich Band gesagt –

Die Liebe ist ein Himmel, uns umwölbend

Allüberall, wohin wir treten – Und niemand

Kann ihn, will ihn verlassen – Jeder Stern

Ist Abglanz der Geliebten!


Der Erzbischof Christian von Mainz tritt ein.


KAISER FRIEDRICH.

Hoch

Willkommen, Graf von Buch! – Vergib –

Ich wollte sagen: Christian, Erzbischof

Von Mainz!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Mein Kaiser, das gilt gleich!

Seht hier mein hyazinthnes Oberkleid –

Das ist der Christian, der Priester – Und

Darunter seht den Panzer, fest und trefflich

Gestählt, das ist der Hermann Graf von Buch,

Der Krieger!

KAISER FRIEDRICH.

Kommst du von Ankona?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Freilich!

KAISER FRIEDRICH.

Ist deine Heersmacht stark?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Sie ist geschmolzen!

Die Pest ist schlimmer als die Italiäner.

Ich zähle nur sechshundert Mann noch, und[44]

Dabei circa achthundert Esel!

KAISER FRIEDRICH lächelnd.

Da wären ja mehr Esel als wie Menschen!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Das trifft sich auch zuweilen. – Meine Tiere

Sind aber wohlbepackt mit köstlichem

Gerät und ein'gen Damen, die mich lieben.

KAISER FRIEDRICH.

In Christo?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Herr, in aller Ehr und Zucht!

KAISER FRIEDRICH.

Hast du die Stadt erobert?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Dein Befehl

Gebot mir allzuschnell den Aufbruch. Zwar

War ich entschlossen, in der Eile

Noch einen Sturm zu wagen – Aber die

Ankonitaner waren klug. Sie brachten

Mir etwas, was mir teurer ist, als ihr

Verwünschtes Rattennest.

KAISER FRIEDRICH.

Das war?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Kontribution!

Was frag ich darnach, ob das Volk mich Fürst

Nennt oder Knecht! – Wenns nur kontribuiert!

KAISER FRIEDRICH.

– Weißt du, daß mich der Löwe hat verraten?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Ich weiß – 's ist schlimm – Denn übermächtig ist

Noch der Lombard'!

KAISER FRIEDRICH.

Was rätst du mir zu tun?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Ich rate, Kaiser: Beten und Dreinschlagen!

Des Guten tut man nie zuviel. Hilfts nichts,

So schadet es auch nichts!

KAISER FRIEDRICH.

Du denkst ja fast

Wie ein Waiblinger!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Jeder brave Deutsche

Denkt so wie ihr! Nur nicht die Welfen – Denn

Dem Welfen leuchten andre, eigne Sterne!

KAISER FRIEDRICH.

Was aber hab ich mit ihm zu beginnen?

Verführte ihn sein Stern, so ist er schuldlos!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Versuche es, ihn zu vertilgen, aber hasse[45]

Darum ihn nicht.

KAISER FRIEDRICH.

Niemand wird das begreifen!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Ich weiß, der Braunschweig hats begriffen. Er

War sonst dir wahrlich nie untreu geworden!

KAISER FRIEDRICH.

Auch sprach der Welfe so etwas. – Mich

Erfreuts! Sein Abfall ließ an Menschenwert

Mich zweifeln!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Herr, du bist ein großer Mann,

Doch dir fehlt Eins!

KAISER FRIEDRICH.

Nenn es!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Du denkst zuviel

Ans Hohe, Überirdische – und schätzest

Das Geld nicht! – Geld, mein Kaiser! Hattest

Du Geld, so konntest du des Leuen lachen,

Denn hunderttausend Söldner waren dein,

Um ihn und die Lombarden zu bestrafen. –

– Ich mach es anders – Sieh nur meine Leute:

Mit Gold beladen sind sie wie Kamele –

Und du sollst sehn, sie fechten wunderbar!

Sie wissen auch warum! Ihr Leben ist

Was wert! Reich sind sie! Werden sie gefangen,

So werden sie geplündert! O die zeigen

Die Zähne! –

Doch bei dir hab ich noch Hoffnung!

KAISER FRIEDRICH.

Die wäre?

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Sicher wird dein Sohn ein Geizhals!

Dein Beispiel warnt ihn! Böse Eltern, gute Kinder,

Und gute Kinder, böse Eltern!

KAISER FRIEDRICH.

Freund,

Dein Scherz erquickt mich in der Stunde der

Gefahr. Ich danke dir.

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Wo wäre Scherz

Auch nötiger und angemeßner als

Im Unglück?

PRINZ HEINRICH stürzt herein.

Vater, in den Heeren tönen

Die Losungsworte schon! Harnische rauschen

Und Schwerter blitzen! Ungeduldig klopfen[46]

Die Herzen, und die Rosse stampfen! – Heil uns,

Die Schlacht ist da!

KAISER FRIEDRICH, ERZBISCHOF VON MAINZ, GRAF VON TIROL UND DIE ANWESENDEN RITTER UND KRIEGER.

Heil uns! die Schlacht ist da!

BEATRICE.

Die Schrecklichen!

KAISER FRIEDRICH.

So heiß' uns nicht. Wir alle

Fielen mit Lust für dich!

ALLE ANWESENDEN.

Mit Lust für Sie!

KAISER FRIEDRICH.

Die Zelttür auf, daß ich die Stellung seh

Der Scharen!


Die Zelttür wird geöffnet, man sieht das deutsche Heer in Waffen, und fern im Hintergrunde auf weitgedehnten Anhöhen die Lombarden.


Mein Befehl ist gut befolgt!

Geordnet stehn wir, wie ich es gewünscht.

Doch eher nicht zum Kampf, als bis der Feind

Den Bach dort überschreitet. Dann

Die Brust ihm vor!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Und vor der Brust die Degen!


Die Könige von Böhmen und Polen, der Erzherzog von Oesterreich, Otto von Wittelsbach, der Burggraf Hohenzollern und andre stürzen ins Zelt.


HOHENZOLLERN.

Mein Kaiser, schnöd wardst du vom Leu'n verlassen,

Doch Österreich, und Wittelsbach, und Hohenzollern,

Und alle, die dich hier umdrängen, streiten

Mit doppelt großem Eifer nun für dich!

KAISER FRIEDRICH.

Ein herrlich Volk sind meine Deutschen! Weil

Der Eine untreu war, so glühn dem Andern

Vor Scham und Zorn die Wangen –

– Opferflammen,

Die mich versöhnen!

HOHENZOLLERN.

Flammen! Unser Blut

Brennt für dich mächtger als das Feuer!

KAISER FRIEDRICH.

Ha, du mein Hohenzollern!


Ihn umarmend.


Tritt du jetzt

An meines Löwen Stelle! Schon dein Name[47]

Erinnert mich an meinen, und der Burg

Der Hohenstaufen liegt im Schwabenland

Die Burg der Hohenzollern gegenüber!

Gewitterwolken ziehn oft über beide,

Doch keine beugt davor die Scheitel, und

Noch wen'ger die Bewohner! – Oft wenn ich

Von meines Schlosses Zinnen dich, o Nachbar,

Und deine Burg erblickte, wenn ich dann

An dich gedachte, deiner Ahnen Taten,

An euren Namen, fiel prophetisch es

Mir ein: gewiß, daß einst, wenn Hohenstaufen

In dieses finsteren Zeitalters Kämpfen

Zu Trümmern sank, der Hohenzollern sich

Bei hellern Sonnen wird erheben, das

Vollendend, was mein Haus begonnen, kühn

Der Welt den Schild vorhaltend, welcher gleich

Dem Himmel glänzt und tönet, von

Der Macht, der Wahrheit und der Freiheit Blitz und Donner! –

– Ich ahns, daß andre Friedriche mich einst

Ersetzen, sei's aus meinem Hause, sei's

Aus eurem! Hoch heißt unsrer Namen

Vorsilbe, hoch, dem Schicksal Stirne bietend,

Laß uns dem Feind begegnen! – Laß du uns

Nicht niedriger als unsre Namen sein!

– Wohlan zur Schlacht!

BEATRICE.

Mein Kaiser, nun

Willst du dich stürzen ins Verderben?

KAISER FRIEDRICH.

Geliebte,

Hältst du zurück mich auf der Ehre Bahnen?

BEATRICE.

Zieh hin! Gott schütze dich und stärke mich!

KAISER FRIEDRICH.

Tirol, du sorgst für sie!

GRAF VON TIROL.

Verlaß dich auf

Die Felsen von Tirol und seine Herzen!

KAISER FRIEDRICH.

Ihr Helden,

Jetzt zeigt, daß dann auch, wenn wir unterliegen,

Wir doch verdient gehabt, glorreich zu siegen!


Schlachtmarsch. Alle ab.


Quelle:
Christian Dietrich Grabbe: Werke und Briefe. Band 2, Emsdetten 1960–1970, S. 38-48.
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