Erste Szene

[63] Prachtsaal im Dogen-Palaste zu Venedig.

Papst Alexander

Um ihn, in ihrem Ornat, der Doge und die Senatoren von Venedig.


PAPST ALEXANDER.

Ich segn euch, Doge und Senat Venedigs!

Mög eure Stadt, der Meere Zier und Wunder,

Fortblühen bis ans Ziel der Zeit, und mögen

Mit eurer Macht und eurem Namen,

Die Enkel euren Geist und Hochsinn erben,

Und ewig wird der Ozean euch gehorchen!

DER DOGE.

Sieh diesen Brautring, hell von Diamanten –

Venedigs Doge ist Gemahl der See,

Und ewig schlagen für ihn ihre Wogen.

EINER DER SENATOREN.

Der Stamm der Nobili kann nie entarten:

Platanen zeugen nur Platanen!

PAPST ALEXANDER.

Und

Der Stolz erzeugt gar leicht die Schwäche!

DER DOGE.

Doch

Ein größres Wunder als die Meerstadt selbst,

Ereignet sich in ihr: – die beiden Herrscher

Der Christenheit, du und der Kaiser, enden

Den langen unheilvollen Zwiespalt,

Und schenken Frieden den Nationen!

LAUTER RUF hinter der Szene.

Hoch

Der Barbarossa! Glück und Ruhm und Dank ihm!

PAPST ALEXANDER.

Was ist das?

DER DOGE.

Barbarossas Schiff fährt ein[63]

In die Lagunen, und du weißt, wie sehr

Venedig, welches er vor allen Städten

Mit kaiserlichen Freiheiten beschenkte,

Voll Dank und Liebe an ihm hängt.

PAPST ALEXANDER.

Ihr seid entlassen, um ihn zu empfangen!


Doge und Senat entfernen sich.


– Es flammt

Ein eigner Geist durch das gewaltige

Geschlecht der Hohenstaufen. Wie ein Waldbrand,

Unendlich, unauslöschlich weiter brennend,

Zuckt er durch sie von Kind zu Kindes Kindern!

– Deutlich erkenn ich ihn: sie ringen mit

Der Zeit, vertreten künftige Jahrhunderte,

Obgleich sie es vielleicht nur dunkel ahnen!

Zu eng, zu schlecht scheint ihrem Stolz

Die Gegenwart: der Lehensmannen Größe,

Der Kirche Macht beschränkt sie – gern vertilgten

Sie beides, und sie wissen nicht, daß wenn

In diesen trüben Zeiten nicht die Kraft

Der Kraft entgegenstände, nicht die Kirche

Den Trotz der Fürsten und der Ritter zähmte,

Grad der Waiblinger, der ein Gott sich dünkt,

Die schwache Welt noch mehr tyrannisierte

Als Roms Tibere!

EIN DIENER tritt ein.

Erzbischof von Mainz

Und Mailands Konsul wünschen, daß du zum

Gehör sie läßt.

PAPST ALEXANDER.

Sie mögen kommen.


Diener ab; der Erzbischof von Mainz und Gherardo treten ein.


ERZBISCHOF VON MAINZ.

Heiligkeit,

Da du dich mit dem Kaiser fügst, so fügen

Auch die Lombarden sich zum Frieden.

GHERARDO.

Herr,

So ists.

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Ich glaube doch, daß in der Welt

(Geld etwa ausgenommen) Worte nur

Das Wesen sind. Im Anfang war das Wort,

Und wahrlich es ist auch am Ende. Worte

Gesät, und was man Taten nennt, wächst munter auf.[64]

Wir kriegten, Heiligkeit, um Worte, und

Mit Worten schließen wir auch Frieden.

PAPST ALEXANDER.

Mainz,

Es tönt Graf Buch in deinen Reden. Laß

Die wilden Sprünge, komm zur Sache!

ERZBISCHOF VON MAINZ.

Schwer

Wird mirs. – Die Sach ist zu gewöhnlich: der

Lombard' erkennt als Herrn den Kaiser,

Abgaben zahlt er wie vor alters –

Doch dafür überläßt der Kaiser ihm

Die freie Wahl der Obrigkeiten gnädigst,

Und will nicht seine bösen deutschen Vögte

(Wie Zeus die Schlange in der Frösche Lache)

Ins Herz, in ihrer Städte Mitte setzen,

Wie es sehr gut war und wie sie verdienten!

GHERARDO.

Legnano, Herr, hat uns, obgleich wir siegten,

Das heiße Blut gekühlt. Gefallen sind

Italiens erste Edlen. Auch die Schwärmer

Der Freiheit und der Rache sind nicht mehr.

Die Reihn verödet, matt, zerfleischt von Wunden,

Entschritten wir dem Kampf. Wir sind zu schwach,

Um stets den Barbarossa zu bestreiten.

Auch regt sich zwischen unsern Städten Zwiespalt –

Es denkt für sich nur jede – Einigkeit

Ist mit der Not zugleich dahingeschwunden. –

Schon wird Mailand gefürchtet und beneidet.

Du selbst schließ'st Frieden, und wir bitten,

Genehmige den unsrigen. Wenn auch

Nicht Freiheit, schenkt er uns doch Ruhe.

PAPST ALEXANDER.

Ewig

Wird dieser Frieden nicht bestehn. Viel Spielraum

Gewährt er beiden Teilen, und es kommt

Nur darauf an, wer ihn am meisten nutzt,

– Ich billge ihn – Ihr seid entlassen.


Erzbischof von Mainz und Gherardo ab.


Erblich

Scheint zwar der Geist der Hohenstaufen, aber

Noch erblicher ist doch der Geist der Republiken

Und der Verbrüderungen! Venedig hier,

Mein Rom, das Papsttum selbst bezeugen es.

Das stolze Haus der Hohenstaufen, voll[65]

Von wilden Kaiserstirnen, wird

Verschwinden wie der Sturm, der wegfuhr über

Das Meer! Jedoch Lombardiens Städte blühn

Nach allen diesen Kriegen auf, wie Rosen

Nach Frühlingswettern!

DIENER tritt ein.

Graf von Montferrat!

PAPST ALEXANDER.

Wie? Montferrat? Von Palästina? Führ

Ihn ein!


Diener ab. Graf Montferrat, blaß und in großer Bewegung, kommt.


Sprich! rede! was erschüttert dich?

MONTFERRAT.

Statthalter Gottes, gib

Mir Trost! Laß dein Gebet zum Himmel donnern,

Bis daß er hört und sich erbarmt! Ein Schauder

Wird alle Christenheit durchzittern! – Ach

Sie ist gefallen, ihre Mauern sind

Gebrochen, vor dem Ansturm der Seldschucken:

Jerusalem, die Heilige!

PAPST ALEXANDER.

Jerusalem!

MONTFERRAT.

Verwundet, im Tumulte unbeachtet,

Lag ich zur Seite – Da – o meine Augen! –

Sah ich das Tor gesprengt, und Sarazenen,

Hochmütig ihre krummen Säbel schwingend,

Die Rosse wie zum Siegestanze sporend,

Das Kreuz darniedertretend, mit dem Halbmond

Den Greu'l beleuchtend, fluteten herein,

An ihrer Spitze Saladin!

PAPST ALEXANDER.

Der Sultan!

Ein Heide zwar – doch furchtbar groß!

Jedoch

Es atmet in der Christenheit ein Stärkrer!

Und diesen send ich wider ihn!

MONTFERRAT.

Du selbst?

PAPST ALEXANDER.

Hier bleiben muß ich, und Europa zügeln! –

– Der Hohenstauf ists, den ich meine!

MONTFERRAT.

Nie

Vereint sich der mit dir.

PAPST ALEXANDER.

Er tuts noch heute.

Gelöst schon hab ich ihn vom Kirchenbann,[66]

Schon schifft er hieher durch Venedigs Wasser –

MONTFERRAT.

Ich dachte nur Jerusalem, und sah

Ihn nicht!

PAPST ALEXANDER.

Der Finger Gottes ists – der Einzge,

Der Saladin vernichten kann, ist unser!

– Wer nahet?


Kaiser Friedrich und Prinz Heinrich treten ein.


Ha, das sind zwei Hohenstaufen!

Nie hab ich sie gesehn – doch wie den Ätna

An seinem Feur und seiner Höhe, ahnt

Man sie am Blick und an der stolzen Haltung!

KAISER FRIEDRICH.

Mein Sohn, schau hin – das ist kein Kardinal,

Der blind fanatisiert und doch nur Werkzeug

Des Obren ist – Hier steht der Obre selbst,

Und ehrfurchtsvoll grüßt ihn der Kaiser.

PAPST ALEXANDER.

Wohl

Der Kirch und dir, daß du, ihr erster Sohn,

Den Wahn erkannt, der dich umfing! Sie nimmt

Dich liebend wieder auf, wie eine Mutter,

Und wird mit dir zu einem großen Ziel

Sich einen!

KAISER FRIEDRICH.

Wahn? Das sagt mir Alexander?

Jetzt, da wir unter uns sind, Blick in Blick?

Das große Spiel mit dir hab ich fürerst

Verloren – Aber war deshalb mein Streben

Ein Wahn? So wäre alles Edle List

Und Trug! Ich kämpfte für der Völker Freiheit,

Und Priesterherrschaft sucht ich zu vertilgen!

PAPST ALEXANDER.

Du tatest es. Doch spür in deiner Seele –

Vielleicht nur um die Kaiserherrschaft an

Die Stell zu setzen! Welche ist die beste?

KAISER FRIEDRICH nach einigem Nachdenken, finster.

Der Taten, der Gedanken tiefste Keime

Im Busen zu ergründen, ist gefährlich.

Es liegen in ihr Schlünde, höllentief,

Und wehe dem, der sich in sie versenkt! –


Sich wieder erhebend.


Doch was ich tat, woher es auch entsprang –[67]

Ich hofft auf eine schöne Frucht, und nicht

Bewußt kleinlichen Zwecks, kämpft ich mit dir!

PAPST ALEXANDER.

Weit sieht man von den Höhn des Vatikans:

Was du erstrebtest, kann zur Wahrheit werden.

Doch du gingst her vor deiner Zeit. Wer aus

Der Zeit tritt, wird ihr fremd!

KAISER FRIEDRICH.

Ich glaube,

Auch Zeitverhältnisse sind zu bewältgen,

Denn Menschen warens, die sie schufen!

PAPST ALEXANDER.

Unter

Der Leitung Gottes!

KAISER FRIEDRICH.

Laß uns durch die Tat

Beweisen, daß wir, ob auch Meinungen

Uns trennen, Freunde sind und einig. – Billigst

Du meinen Friedensantrag?

PAPST ALEXANDER.

Du entschädigst

Die Priester alle, welche du entsetztest?

KAISER FRIEDRICH.

Ich tus!

PAPST ALEXANDER.

Erkennst des Papstes Würde,

Statthalters Gottes und Nachfolgers Christi?

KAISER FRIEDRICH.

Ich

Erkenne sie.

PAPST ALEXANDER.

Gibst zu, daß er befugt,

Auch Kön'gen ihr Vergehen zu verweisen?

KAISER FRIEDRICH.

Ich geb es zu.

PRINZ HEINRICH für sich.

Er gibt es zu!

Wir würden

Uns schon zu wehren wissen!

PAPST ALEXANDER.

Du gewährst

Mir all die äußern Ehrbezeugungen,

Die mir gebühren?

KAISER FRIEDRICH.

Gern und leicht!

PAPST ALEXANDER.

So laß

Ich dir den Nießbrauch von Mathildens Gütern

Auf fünfzehn Jahr' (ich weiß es, du bedarfst

Ihn jetzo mehr als sonst) – dann mag ein Spruch

Von Schiedsrichtern das Recht des Eigentums

Entscheiden, – und wir sind versöhnt.

KAISER FRIEDRICH.

Wir sinds.[68]

PAPST ALEXANDER.

Dann Heil der Christenheit – denn hör und bebe!

PRINZ HEINRICH für sich.

Wohl hören, doch nicht beben!

PAPST ALEXANDER.

Montferrat!


Graf Montferrat tritt vor.


Den schau – in seinem Antlitz lies die Kunde!

PRINZ HEINRICH.

Blaß ist er – doch wo Gräflein Montferrat

Erbleicht, erbleicht noch nicht Waiblingen!

PAPST ALEXANDER.

Die Stadt des Herrn, die Stadt der Gnade, wo

Er wandelte, der uns erlöste, fiel

Vorm Arm des Saladin, und dieser sah es!

KAISER FRIEDRICH.

Du sahst es, und du lebst? – Vasall, ich strafe

Dich wegen Feigheit!

MONTFERRAT.

Narben, tut euch auf,

Und schreit mit blutgen Lippen: Schuld

Des Montferrat ists nicht, daß er noch lebt!

– Besinnungslos sank ich dahin im Blut,

Und Zufall rettete mich vor Gefangenschaft!

PAPST ALEXANDER zum Kaiser.

Dir, Kaiser, winket nun die hehrste Siegsbahn!

Sie zieht dahin durch Ungarns Wälder, an

Dem Wall der Stadt des Konstantin vorbei,

Den Hellespont durchfurchet sie, – sie trägt

Dich durch Kleinasien – Antiochia

Begrüßt in dir den Retter – kühlend

Umschatten Libans Zedern sie alsdann, –

– Und an dem Ziel, im Sonnenaufgang glühend,

Auf Ölbergs Höhen, wehen irdische

Und überirdsche Palmen!

KAISER FRIEDRICH.

Es war stets

Mein Wunsch, nach aller Müh des Kaisertums,

Des vielbewegten Lebens, fromm und glorreich

Zu endigen, ein Streiter Gottes,

Auf meiner Schulter Christi Kreuz! Und ich

Gelob und schwör es dir: ist Deutschland erst

Geordnet, wie es ihm so nötig ist,

So brech ich auf mit meiner Ritterschaft,[69]

Und prüf an türkschen Säbeln unsre Schwerter!

Ich kenne Saladin, und er ist wert

Des Kampfes!

PAPST ALEXANDER.

Und versöhne dich mit Jenem,

Den Palästina kennt, und ihm den Namen

Des Leu'n verlieh, weil er noch mehr als Leu'n

Dort Schrecken säte. – Du und Er? Wer dürfte

Euch trotzen?

KAISER FRIEDRICH.

Nie Versöhnung mit dem Löwen!

Vertilgung nur und Tod!

PAPST ALEXANDER.

Wie? ward er denn

So gar fremd deinem Busen? Wäret ihr

Nicht Freunde, auf das innigste vereinigt?

KAISER FRIEDRICH.

Wir warens, und ich fühls noch immer, was

Es heißt, an Löwenbusen liebend liegen! –

– Ja, ja, er ist der Löwe – Stets noch haust

Er mir im Herzen, und zerreißt es!

PAPST ALEXANDER.

Ein großes Herz wird stärker durchs Zerreißen.

Es fühlt die Wunde tiefer als ein kleines,

Und fester heilts deshalb zusammen.

KAISER FRIEDRICH.

Wer

Das sagt, trägt selbst ein großes, einst wohl sehr

Zerrißnes Herz.

PAPST ALEXANDER.

Dreifache Kronen quetschen

Die Brust!


Der Doge und Senat von Venedig treten ein.


DER DOGE zum Papst und Kaiser.

Venedig ruft

Nach euch mit Millionen Stimmen – Horcht,

Die mächtge Glocke vom Sankt Markusdom

Wird seine Zunge! –

– Die Lagunen sind

Verschwunden, überdeckt von Schiff an Schiff!

Die Masten aller Völker schmücken sich

Mit Flaggen, und stehn da wie Riesenblumen!

Gleich eurem Siegesbogen, vollgedrängt

Von Nobili, erhebt sich der Rialto!

Und nicht Girlanden bloß und goldne Pracht

Schmückt jedes Fenster – Fürstinnen und Damen[70]

Verzieren und erfüllen sie – es glänzen

Italiens schönste Augen euch entgegen,

Ein flammender, ein tausendfacher Spiegel,

Begierig euer Abbild zu empfangen! Blickt

Selbst hin und nehmt den Dank der Welt!


Die Flügeltüren eröffnen sich, – man sieht Venedig, voll von Volk und Freudenzeichen.


PAPST ALEXANDER.

Wir müssen

Dem Volk den Willen tun – Auf den Altan

Laß uns dort treten!


Kaiser und Papst treten auf den Altan; alle übrigen, außer Prinz Heinrich, folgen ihnen.


DAS VOLK.

Heil der Erde! Heil

Venedig! Hoch der Kaiser und der Papst!

Die Christenheit hat Frieden!

PRINZ HEINRICH hinaussehend.

So! – Ei, ei,

Nun gehn die Zeremonien los! – Er küßt

Dem Papst die Hand –

DAS VOLK.

Dem Kaiser Heil!

PRINZ HEINRICH.

Der Pöbel

Schreit wieder! Endlich hats der Vater satt!

Ich merks ihm am Gesicht! Er führt den Papst

Die Marmorstieg hinunter – übergibt

Den Kardinälen ihn – (das ist das Klügste)

Und kommt zurück!

KAISER FRIEDRICH wiederkommend.

Ha, was hat mich durchzuckt,

Als ich da eben stand dem Papst zur Seite,

Umtönt vom Jubelruf der Menge? Ein

Gedanke, weis und rechtlich, – wohl gefährlich

Dem Dreigekrönten, aber nicht heimtückisch –

– 's ist eine Heirat nur! Der Friedensschluß

Verbietet mir nicht, meinen Sohn da frei

Vermählen sich zu lassen, wo es mir gut scheint,

Und geh' auch Rom darob zu Grunde!


Zu Prinz Heinrich.


Sohn,

Du kennst das Reich,

Wo zwei Vulkane flammenatmend stehen,

Wo vom Vesuve bis nach Griechenland,

Von Ätnas Höhn bis Libyens Strand,[71]

Die furchtbarn Banner der Normannen wehen:

Als Schutzmacht liegts dem Papste in dem Rücken,

Doch Eine Blume nur gilt es zu pflücken,

Und es ist dein!

PRINZ HEINRICH.

Neapel! Neapel!

Als Herrscher sich in seinem Golf zu spiegeln!

Es schwingt mich himmelan mit Adlerflügeln!

KAISER FRIEDRICH.

Recht, daß in dir des Kaiserwappens Aar

Sich so bewegt – Du liebtest je?

PRINZ HEINRICH.

Ich war –

Ich bin verliebt – Es wohnt Cäcilia

Fern an dem Rhein, dem Herzen ist sie nah!

– Allein ich bin wie du ein Hohenstaufe!

KAISER FRIEDRICH.

Das heißt, nichts hält dich auf im Kampfeslaufe!

– Es gilt, der Erde Höchstes zu erreichen,

Dem großen Zwecke muß das Herzchen weichen!

PRINZ HEINRICH.

Und pflanzt ichs blutend auf als Siegeszeichen!

KAISER FRIEDRICH.

Vergiß Cäcilia!

PRINZ HEINRICH.

Ich werd sie lassen!

Was willst du mehr? Vergessen kann ich nicht!

Nur ewig kann ich lieben oder hassen!

KAISER FRIEDRICH.

Constanze erbt Siziliens stolze Throne –

Zieh hin in ritterlichem Mut und Schimmer!

Erwirb sie! Es gelingt dir, meinem Sohne!

PRINZ HEINRICH.

Schon seh ich die normannischen Barone

Zum Fuß mir! – Mein Constanze und die Krone!

KAISER FRIEDRICH.

Dann geht es mit dem Vatikan zu Ende,

Und über seinen Trümmern reichen wir,

Ich Deutschlands Kaiser, du Siziliens König,

Geschmückt mit Lorbeerkränzen uns die Hände!

PRINZ HEINRICH.

Mich treibts, mich brennts! Abschied nehm ich von dir!

Ihr huldge ich, und Romas Donner höhn ich!

KAISER FRIEDRICH legt die Hand auf Heinrichs Schulter.

Nie wird der Hohenstaufen Haus erbeben,[72]

Solange solche Kinder darin leben!


Prinz Heinrich ab.


– Er sucht die Braut – ihr Glanz wird ihn erfreuen –

Und ich – o Zorn und Weh! – ich such den Leuen!


Ab.


Quelle:
Christian Dietrich Grabbe: Werke und Briefe. Band 2, Emsdetten 1960–1970, S. 63-73.
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