Zweite Szene

[63] Großer Saal des Kanzlers.

Der Kanzler tritt ein; kurz darauf der Herzog mit Berdoa.


GOTHLAND.

Du selbst wirst wissen, daß der König falsch

Gerichtet hat – jetzt halte ich Gericht –

Wehr dich![63]

KANZLER das Schwert ziehend.

Das will ich, und der Himmel wirds

Verzeihn, wenn ich aus meinem eignen Fleisch

Den Krebsschaden, der mir Verderben droht,

Ausschneide!


Gefecht beider Brüder.


BERDOA beiseit, als wenn er Hunde hetzte.

Packt euch! faßt euch! faßt!

GOTHLAND.

Halt ein! du bist verwundet!

KANZLER fortfechtend.

Nur geritzt! Jetzt lehr

Ich dich, was angeschoßne Eber sind!

GOTHLAND.

Was soll das Degenspiel?

Hier ist das Ziel!


Er schlägt dem Kanzler das Schwert aus der Hand und durchsticht ihn.


BERDOA.

Brav, Herzog Gothland! das war brav gestochen!

GOTHLAND.

Dir Manfred! fließt dies Blut! du bist gerochen!

KANZLER.

Mit meinen Fäusten kämpf ich fort!


Er stürzt wütend auf seinen Bruder los; aber plötzlich fühlt er seine Wunde; er taumelt und statt mit dem Herzoge zu ringen, hängt er sich um seinen Hals und wimmert wie ein Kind.


O Gott!

O Gott! – mich greifen ungeheure Wehen!

Verband! Verband! Wer du auch seist, wenn du

Ein Mensch bist, so verbinde meine Wunden!

Verband! Verband!

GOTHLAND.

Verband! Verband! –

Entsetzlich! – Macht mich los von ihm!

KANZLER.

Verband!

BERDOA ihn vom Herzog losreißend und von sich stoßend.

Verbluten sollst du!

KANZLER stürzt da, wo sein Schwert liegt, zusammenbrechend ins Knie; zu Berdoa.

Hund, verdammter Hund!


Er ergreift zürnend das Schwert, will es mehrmals erheben, aber seine Hand ist zu schwach.


BERDOA.

Fort, Herzog, fort! Hier ist kein längres Bleiben!

Das Finnenheer ist kaum noch stundenweit

Von dieser Stadt entfernt – die Tore stehn[64]

Noch auf – eilt, daß wir seinen Schutz erreichen!


Erik kommt mit Gustav.


GOTHLAND.

Da ist mein Sohn! Komm, Gustav, komm mit mir!

KANZLER.

Ich armer, armer schmerzdurchzuckter Wurm!

GUSTAV.

Was fehlt dem Oheim?

GOTHLAND.

Komm mit mir!

GUSTAV.

Was fehlt dem Oheim?

GOTHLAND.

Laß ihn! laß ihn!

GUSTAV.

Dein Schwert ist dunkelrot –

O Vater! Vater! was hast du getan?

GOTHLAND.

Nichts als was ich dereinst vertreten kann –


Donner und Blitz.


Der Donner über unsren Häuptern gilt nicht mir! –

– Sein Blut komm über mich und meine Kinder!


Er faßt Gustavs Hand.


Geh mit!

GUSTAV.

Nein, Vater, nein, dir folg ich nicht!

GOTHLAND.

Du sollst!


Er eilt ab und reißt seinen Sohn mit sich fort; Erik ihnen nach.


SKIOLD rasch eintretend.

He, Herzog! Neger! Neger! Was

Habt ihr gemacht?

BERDOA auf den Kanzler deutend.

Ein Aas!


Er eilt fort.


SKIOLD.

O Kanzler! Kanzler!

KANZLER matt.

Nenn mich nicht Kanzler, – ich bin Staub!


Er sinkt wie leblos hin.

Der König, Holm, Hauptleute, Soldaten und andere stürzen atemlos herein.


SKIOLD zu ihnen.

Ihr seid

Zu spät gekommen!


Eilt hinweg.


KÖNIG.

Ha! – – Zieht

Die Glocken! betet! trauert! hüllet euch

In Asche ein, daß der gerechte Gott

In der Vergeltung Grimm uns mit

Dem Brudermörder nicht zugleich vertilge!


Man hört es draußen regnen.


Ström auf das Pflaster nieder, Regen! wasch

Es rein vom Bruderblut! Umnachtet uns

Ihr Wolken! und verberget diese Tat! – Holt Ärzte! –

Auf auf! dem Herzog und dem Neger nach!

Tot oder lebend fangt sie ein![65]

BIÖRN auftretend.

Sie sind

Im stürmenden Galopp zum Südtore

Hinausgesprengt, dem Finnenheer entgegen!

VOLK AUF DER STRASSE.

Weh! Bruder-Bruder-Mord!

Weh über uns

Und unsre Stadt!

KÖNIG zu dem eintretenden Arboga.

Was ist das für ein Lärm?

ARBOGA.

Lautheulend läuft das Volk zusammen!

KÖNIG zu Biörn und andren Hauptleuten.

Jagt durch die Straßen, sperret sie

Mit Ketten, laßt die Tore schließen, laßt

Die Regimenter unter Waffen treten und

Bereitet sie zur Schlacht!


Biörn mit Hauptleuten fort.


KÖNIG.

Ruft mir

Den grauen Vater beider Brüder, des

Erschlagnen und des Mörders,

Den alten Gothland ruft mir her!

HOLM am Fenster.

Dort irrt er klagend durch die Gassen!

DIE STIMME DES ALTEN HERZOGES VON GOTHLAND.

Weh! meine Söhne haben mich verlassen!

KÖNIG am Fenster; mit dem Schwerte winkend.

Komm Herzog! folg dem Winke meines Degens!

Ich rufe dich, und deines Sohnes Wunde

Ruft dich mit blutgen Lippen!

DER ALTE HERZOG VON GOTHLAND tritt auf und umklammert eine Säule.

Stützt mich, Säulen!

Denn meine Söhne stützen mich nicht mehr!

HOLM.

Beweinenswerter Greis!

DER ALTE GOTHLAND.

Wo ist mein jüngster Sohn?

KÖNIG.

Getroffen von dem Bruderschwerte liegt

Er hier zu deinen Füßen,

Und seine feuerroten Wunden dampfen!

DER ALTE GOTHLAND.

Wie? diese starre, rotgefleckte Leiche, mit

Dem dunklen, blutdurchflochtnen Haare, mit

Dem weißen, todverzerrten Antlitz, mit

Den kalten, qualgekrampften Händen – –

Dies Scheusal wär mein Sohn?


Indem er auf ihn niederstürzt.
[66]

Er ists! er ists! und wer

Ist unglückseliger als ich?

Vom Aufgang bis zum Niedergange schweift

Mein Blick, und unglückseliger als ich

Ist Niemand! – Da liegt

Ein Haufe schwertzerrißner Lumpen – und

Es ist mein Sohn!

Halloh, Zerstörung, reiß

Das Firmament zu Fetzen,

Ich lache drob und tanze vor Ergötzen! –

– – – O wohl dir, wohl dir, die du ihn

Gebarest, du

O Leonore! bist nicht mehr! – Hättest du's

Erlebet, sähest du ihn liegen, du

Zerrauftest jammernd deine greisen Locken

Und schlügest dumpf die Mutterbrust, das Haus

Des Schmerzes und der Qual, – und tränkest nicht,

Und äßest nicht, und schwändest hin vor Gram,

Vor Gram! – –

Legt mir

Sein Haupt an meine Brust.


Man tut es.


Blut' aus,

Blut' aus am Vaterbusen, teurer Sohn!

Blut' aus! blut' aus! – Ein Leichenweib will ich

Mit meinen Tränen deine Wunden waschen,

Am Morgen und am Abend wach, – und wenn

Die Sterne mit den goldnen Füßen leis

Und still, um nicht der Erde Schlaf zu stören,

Des Nachts dahinziehn über unsren Häuptern,

Will ich – der einzge Wache auf der Erde –

An dieser Leiche trauernd stehen und

Nicht früher mit dem müden Haupte nicken,

Als bis es einnickt zu dem ewgen Schlaf!

KÖNIG.

Arboga! Niegerührter! rühret dies

Dich nicht?

DER ALTE GOTHLAND.

– Ha! – wärs möglich? – oder trügt mich

Mein Ohr? Hört ihr das leise Pulsgewimmer

In dieser toten Brust? Er lebt! er schlägt

Das Auge auf! er lebt![67]

KANZLER noch einmal das Auge aufschlagend.

O furchtbar! furchtbar, nie

Empfunden, nie begriffen sind

Die Schauer des Todes! Schwarz ist die Sonne!

Dunkel der Tag! – O furchtbar ist das Sterben!

DER ALTE GOTHLAND.

Wohl weiß ich das – ich sterbe schon seit Jahren! –

KANZLER.

Mein trübes Aug sieht einen edeln Kreis,

Der trauernd um mich her steht. – Wo ist Holm?


Holm tritt zu ihm.


Du warst der erste, der mich schuldig sprach,

Und tatest es mit Recht, denn alles schien

Mich zu verdammen, – doch ich schwöre dir

Bei dieser meiner Todesstunde, daß

Ich schuldlos bin!

HOLM.

Wir alle glauben es;

Euch an dem Mörder rächend, büßen wir!

KANZLER.

Was

Hilft mir die Rache? – Lindert lieber meine Qualen. –

– Die Brust, an der ich ruh, klopft schwer und bang, –

Schlägt sie um mich so schmerzbewegt?

DER ALTE GOTHLAND.

Um dich –

Ich bin dein Vater –

KANZLER.

Vater! Vater! O,

Am Vaterbusen stirbts sich leicht!

DER ALTE GOTHLAND.

Du schlummerst ein am Vaterbusen, ich

Entschlafe einstens einsam auf der bloßen Erde, –

Wenn mich der eine Sohn, der mir geblieben,

Nicht auch ermorden sollte! – –


Des Kanzlers Haupt sinkt nieder.


Ich

War es, der dich zuerst

Begrüßte, als du in das Leben tratest,

Ich bins, der Lebewohl dir sagt, da du

Nun scheidest aus dem Lichte! Lebe wohl!

KANZLER.

Die Schmerzen lindern sich – doch auch

Die Freuden hören auf – ich genese! –

Leb wohl, mein Vater! lebet wohl ihr alle! –

ALLE außer dem alten Gothland und Arboga.

Fahr wohl, du treuer Bruder, fahre wohl[68]

Auf Wiedersehen!


Der Kanzler stirbt.


DER ALTE GOTHLAND.

Was ich zeuge, stirbt,

Und was mir nahe ist, vergeht, – ich bin

Ein Giftbaum, welcher Pest aushaucht,


Sein Haar ausraufend.


darum

Ergraute Haare! rettet schleunig euch

Aus meiner Näh! –

Und dich Gewand,

Will ich wie –


Er reißt sich sein prächtiges Gewand ab.


HOLM.

Was beginnest du

Mit deinem herrlichen Gewande?

DER ALTE GOTHLAND es zerreißend.

Ich

Zerreiß es, wie mein Herz zerrissen ist!

KÖNIG auf die Leiche deutend.

Dies Blut schreit Rache –

Der Mörder sei verurteilt!

ARBOGA.

Unverteidigt?

KÖNIG.

Wer ist's, der ihn verteidgen kann? – Reißt Tür

Und Fenster auf! – Dort wogt Upsalas Volk!


Durchs Fenster.


Ist einer unter euch, ihr Tausende, der

Den Herzog Theodor von Gothland

Verteidgen will?


Pause.


Der Herzog Gothland hat

Sein Haupt mit schwerem Brudermord belastet;

Wer ihn verteidgen will, der trete auf!


Pause.


Erscheinet Niemand? –

So entkleide ich

Hiemit den Schwedenherzog Theodor

Von Gothland aller seiner Würden, ächte ihn

Um Brudermord und breche über ihn

Den Stab!


Zu den Umherstehenden.


Zieht eure Schwerter, um an ihm

Die Acht des Königs zu vollstrecken!


Sie ziehen die Schwerter.


Fortan, verstoßen

Von dem heimatlichen Herde,[69]

Wandl er unstet durch die Erde,

Verderben zeichne seine Bahn!

Wenn des Waldes Blätter rauschen,

Donnre ihm sein Blutgericht;

In den Klüften soll er lauschen,

Wie die Eule scheue er das Licht!

Sieht er, naß von Sturm und Regen,

Einer stillen Hütte Tür,

Klopfe er vergebens an,

Denn auf seinen nächtgen Wegen

Soll er kämpfend wandern für und für!

Frei ist sein Haupt! Wers kann,

Der darf ihn töten, –

Wie er auch ihn quäle,

Ich, der König wills vertreten, –

Betet jetzt für seine Seele!


Tiefe, feierliche Pause.


HOLM unterbricht sie zuerst.

Ich war einmal sein Freund – dreifach verflucht

Sei jede Stunde, die ich ihn geliebt!

Ich schwöre Rache, schwöret sie mit mir!

ALLE außer dem alten Gothland.

Wir schwören sie!

KÖNIG.

Du schwörst sie nicht?

DER ALTE GOTHLAND.

Kann ich es denn?

Auch Theodor von Gothland ist mein Sohn!

KÖNIG.

Und was ist der Erschlagne da?

DER ALTE GOTHLAND.

Mach mich

Nicht wild!

KÖNIG.

Und deinem einen Sohn verzeihest du

Des andren Sohns Ermordung?

DER ALTE GOTHLAND.

Wie? Verzeihen?


Auf die Leiche zeigend.


Dies? – Ihr, des Himmels Feuerkatarakten,

Strömt nieder auf des Brudermörders Haupt;

Pocht, pocht am Himmelsdache an, ihr Donner,

Und weckt die Rache aus dem Schlafe; auf,

Ihr Stürme, brüllet Mord und widerhallt

In des Verfluchten ehrner Brust! Ich selbst will –


Er schaudert zurück.


Ich will den bösen Sohn, will mich, der ihn gezeugt,

[70] Verfluchen, doch mit diesen Händen, die

Sich im Gebet zu Gott so oft für ihn

Gefaltet, ihn erschlagen, – nein! das kann ich nicht!

KÖNIG.

Das kannst du nicht? Was kannst du denn? Nur greinen?

Ha, wir, die Fremden, wagen unser Blut, um

Zu rächen deinen Sohn, und du, der Vater,

Regst dich nicht?

Zürnend bebt die Erde, daß sie

Gesäugt ward mit dem Blute deines Sohnes,

Allein dein Vaterherz erbebet nicht!

Dort die Gebirge schüttelten die eis-

Umlockten Häupter, als der Bruder fiel

Durch seines Bruders gottverfluchte Hand,

Du aber, Vater, schüttelst deines nicht!

DER ALTE GOTHLAND.

Was soll

Das alles?

KÖNIG.

Reizen soll es deinen Grimm,

Den diese Blitze, welche Rache glühn,

Den diese Windsbraut, welche Rache heult,

Nicht wecken können! Wütend bellen dich

Die Donner an und hetzen dich zur Rache,

Die Wunden deines Sohns, dein Schmerz, die Völker,

Die Elemente rufen dich zur Rache –

Zeig, daß der Tote einen Vater hatte,

Daß du der Leu noch bist, der du gewesen!

DER ALTE GOTHLAND.

Laß ab! laß ab, du furchtbarer Beschwörer!

Auch Theodor, der Mörder, ist mein Sohn!

KÖNIG.

Er ists nicht mehr! Als er der Bruderpflicht

Vergaß, entband er dich der Vaterpflicht!

DER ALTE GOTHLAND.

Wärs so?

KÖNIG.

Und wärs so nicht, so weißt du doch,

Daß es der Vaterpflichten höchste ist,

Ruchlose Kinder zu bestrafen!

DER ALTE GOTHLAND.

Glaub ich es?

KÖNIG.

Du bist das Oberhaupt des Stamms; dir ziemts

In deinem Stamm zu richten!

DER ALTE GOTHLAND.

Meinst du's auch?

KÖNIG.

Laß dir nicht greifen in dein Amt; duld nicht

Daß fremde Hände deinen Sohn bestrafen![71]

DER ALTE GOTHLAND.

Das duld ich nimmermehr, – ein Gothland kann

Durch eines Gothlands Hand nur würdig fallen!


Indem er sich kräftig vom Boden emporhebt.


Ich habe ihn gezeugt, und dafür darf

Ich ihn vernichten!

Wehe, Weh dem, der

Ihn außer mir mit frevler Hand verletzt!

So flackre denn noch einmal leuchtend auf,

Mein alter Stern, eh du versinkest in

Die Nacht!


Er steht groß, in einer drohenden Stellung da.


KÖNIG.

Seht ihn, wie er sich riesengleich

Emporgehoben hat, ein Heldenbild

Vergangner Tage, – einst war dieser Greis

Der Erste in des Nordlands Heldenscharen!

DER ALTE GOTHLAND.

Bringt mir 'nen Panzer und ein Schwert!


Ein Diener bietet ihm ein Schwert von mäßiger Größe an.


Das ist

Ein Kinderschwert. Meinst du ich wär ein Knabe?

– Hol aus der Hall das Schlachtschwert, welches ich

In meiner Jugend führte!


Diener ab.


Da schwang ichs in

Den Finnenschlachten, nimmer dachte ich

Es einst zu schwingen gegen meinen Sohn!


Der Diener bringt ihm das Schwert.


DER ALTE GOTHLAND zieht es aus der Scheide und betrachtet es mit funkelnden Augen.

Da ist es! Wie es blitzt, – 'ne Sonne aus

Der Jugendzeit! In ihrem Strahl

Durchglühet mich ein neues Frühlingsleben! –

– Wie oft hab ich gewaltig dich geschwungen,

Du ehrne Geißel in dem Schlachtgefild,

Als ich noch stand, der Angelstern der Heere,

Des Feindes Schreck, des Schwedenreiches Schild;

Die Völker stürzten, ringsum ward gerungen, –

Das Blut der Toten strömte gleich 'nem Meere, –

Ich wankte nicht! – O flieht, Erinnerungen,

Die Zeit ist hin und meine Pulse hinken,

Mein Aug ist trüb, die alten Arme sinken, –[72]

Allein noch immer hab ich Kraft genug,

Zu strafen den, der diesen da erschlug, –

Mit ihm zu fechten, ziehe ich jetzt aus, –

Euch Geir und Raben lade ich zum Schmaus, –

Ich tische meines Kindes Fleisch, das Beste,

Was ich besitz, euch auf, ihr traurgen Gäste!


Er will gehen.


KÖNIG.

Geh nicht, eh du uns hast gesegnet, Vater,

Zu der Verfolgung deines blutgen Sohns!

DER ALTE GOTHLAND.

Weh über mich! Es ist mein Sohn, den ihr

Verfolgen wollt, und dennoch strecke ich

Die Hände über euch, ihr Rächer, aus

Und segne euch!

KÖNIG.

Dein Segen soll uns wuchern!


Man hört Trommeln hinter der Szene. Biörn tritt schnell auf.


KÖNIG.

Was gibts, Biörn?

BIÖRN.

Der Finnen Vortrab rückt

Heran!

KÖNIG.

Schlagt an den Boden ihn, Soldaten!

BIÖRN.

Erfahren, König! sollst du unsre Taten!


Er eilt mit einem Soldatenhaufen ab; bald darauf hört man hinter der Szene.


DAS JAMMERGESCHREI VERWUNDETER FINNEN.

Wir sinken! Gnad uns Gott!

KÖNIG zu dem alten Gothland.

Jetzt, du Schwer-

Verletzter, gehe tötend uns vorauf,

Wir folgen deiner Spur mit Siegerlauf!

DER ALTE GOTHLAND.

Sehr, König, muß ich deinen Eifer loben!


Er schwingt sein Schwert.


Wie Eumeniden ihre Schlangenhaare,

Soldaten! schwingt zur Rache eure Degen, –

Der alte Gothland hat vor seiner Bahre

Mit aller Kraft noch einmal sich erhoben,

Und seinem Sohne führt er euch entgegen!


Er geht ab; alle folgen ihm.


Quelle:
Christian Dietrich Grabbe: Werke und Briefe. Band 1, Emsdetten 1960–1970, S. 63-73.
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