[von Wolfgang Helmhard von Hohberg]

[40] [40] Sonnet


Wie wann der grüne May die Felder tapeziret

mit Schmeltzwerck der Natur / das Bienlein freyen flug

auf frische Blümlein nimmt; mit künstlich-edlem Zug

und angenehmen Raub / ihr Nectar draus formiret:

Also der Himmelsgeist berühret und anführet

mein Freulein / euren Geist / daß er wahrhafftig klug

nimmt weid' in Gottes Wort; uns kostfrey und genug

erwünschtes Honig schenkt / draus man viel Nutzen spühret.

Dort wo der Wiesen Schoß heilsame Kräutlein trägt

das Bienlein wohnet gern: Eur keuscher Geist sich setzet

auf reines Blumwerk nur und guten Einfall hegt.

deß Bienleins Stachel offt empfindlich hart verletzet:

der Stachel eurer Wort uns sanfft das Hertz bewegt

und es ohn Schmertzenstich mit Süssigkeit ergetzet.


Zu schuldigen Ehren / dieses aufsetzend / befihlet

sich / zu beharrlichen Gnaden

der unter der Hochlöbl. Fruchtbringenden

Gesell schafft unverdient-genannt

Sinnreiche.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. XL40-XLI41.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte