Auf Gottes tieffe Wunder-Verzuckung

[32] Als an dem Meergestadt der Wunder ich spatziret /

und in Betrachtung mich der tieffen Tieff vertiefft /

bedunkt mich / daß ein Schall mir aus den Wellen rüfft:

Dich hat des Himmels schluß zu diesem Fluß geführet /

daß unergründlich werd sein Ertzabgrund gespüret.

kein Anker oder Bley den gnaden-sandgrund trifft:

doch mit dem Glaubenskahn er glücklich wird beschifft.

ein ferne Reiß / zum Preiß des Himmels / dir gebühret.

Die Wallfisch seiner Krafft / ein grosse Wasserquell /

daß sich dein Schiff empor könn' heben / schnell ergiessen:

Der wunder-wellen-schwall wird es so stark fort schiessen /

das deinem Sinn-begrieff sein Glückes lauff zu schnell.

Jetzt sey dir unsre Flut ein spiegel seiner zier:

dann werd' ein Fluß / daß sich die Nachwelt schau in dir.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 32-33.
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