Das er quickete Unglück

[21] O süße Gottes Art! Erst kränken / dann erfreuen;

betrüben / daß hernach die Klarheit schöner schein'

und auf die Gall wolsthmeck der süße Freuden-Wein;

auf rauhen Dornen Weg die linden Rosen streuen.

Du Edle Gottes Lust / du Himmlisches verneuen /

wer nimmt nicht gerne an die Glückvermehrend Pein /

und willigt williglich in deinen Willen ein?

weil du das Creuz zuschickst mit wolgemeinten Treuen;

versenkest in die Noht / auf daß mit tausend Freud

man süßiglich verspür den Gnaden-unterscheid.

Dein Angst-verhängen zielt auf löbliches erquicken.

Du senkst den Creuzes Spieß: daß in den Heyles Ring

mit mehrer Herrlichkeit und Ehren er sich schwing.

Gott kan mit allem / gar mit Vnglück selbst / beglücken!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 21-22.
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