Die verharrende Hoffnung

[35] Ich will nur immer mehr / GOTT / deiner wunder machen /

durch harren auff dein güt'. Ich laß' / ich laß dich nicht /

ob mir der widerstand schon Hertz und Bein zerbricht /

las sterbend' auch nicht ab / du segnst denn meine sachen.

Du pflegst einmal für den / der dir vertraut / zu wachen.

Dein Mund ja seine hülff dem Elenden verspricht /

den ganzen Allmachts schwall / zu ihrem dienst verpflicht.

wer / (bist du ihre stärk) ist stärker als die schwachen?

Ist diese nur bey mir / so bin ich schon vergnüget:

sie zeig sich gleich im werk / durch offnes wunderüben:

wann zur erleuchtung dann ihr will der Geist belieben /

So ists mir gleichfalls recht / wann er nur wunder fügt.

Gott / du hast selbst die Lust in meinen Geist entzündet:

Dieselb' ist nicht vergnügt / bis sie dich selbst empfindet.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 35-36.
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