Auf Christi Bekäntnuß / vor dem Hohenpriester Caiphas: du sagsts / Ich bins!

[139] Jetzt lässt die Gottheits-Sonn ein Wesens-Strahle fallen.

Jetzt schickt's ein Donner-Wort aus ihren Himmel-Mund.

Jetzt macht sie / daß sie sey das Wort und Warheit / kund.

Sie lässt den Engel-Thon / das klar Bekäntnuß / schallen.

Ich bins: der Ewig Gott / der alles ist in allen;

der Schrifft und Bilder Ziel; des Heils und Segens Grund /

auf dem das ganz Gebäu der Welt-Erlösung stund'

wie könte doch die Sonn der Warheit heller strahlen?

die Warheit / die sich Gott vor Menschen hie bekennt /

wird dort die Menschen vor der Gottheit auch bekennen.

Ach laß' auch vor der Welt dein Dienerin mich nennen /

beherzt in Noht und Tod / daß nichts von dir mich trennt.

Gib daß ich keck bekenn / vor aller Menschen Macht /

daß Glaub' in dein Verdienst allein uns Seelig macht.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 139-140.
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