Auf den / Gott Lob! vergehenden Winter

[221] Der Winter ist schon todt / und allbereit begraben.

Der Himmel gab' ihm noch / zum Vberthau / den Schnee /

den nahm'er in die Erd. Sein Grab-Schrifft heist: vergeh!

sein Glück ist / daß ihn nicht verzehren Schab-noch Raben.

Sein Grabstein von Krystall / ist noch ein weil erhaben.

Doch / daß der Bösen ihr Gedächtnus nicht besteh /

will Warheit / daß man hier ein klares Beyspiel seh;

Daher verzehrt die Sonn / den Stein und die Buchstaben.

Die Erde klagt ihn zwar / in Dunkelbrauner Farb;

Doch wird sie wider bald zur Frülings-Hochzeit schreiten.

gar billich ists / daß der Verderber selbst verdarb.

Man wird ihm kürzlich aus mit Donner-Glocken leuten.

Mein und der gantzen Erd' Erz-Aergster Feind! wolt Gott /

daß du hinfür müst seyn / auf Ewig Ewig todt!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 221-222.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte