Auf die unaufhörliche Gottes- und Tugend-Liebe

[245] Wann Aethna / Speiß-beraubt / aufhörete zu brennen;

das schwallend-wallend Meer / ließ den beschwemten Grund;

wann Thetis-Wohnplatz / wo jetzt Adler schweben / stund;

wann man / vor Wellen / nicht die Alpen mehr wird kennen;

wann sich der kleine Beer vom Angelstern würd trennen /

nach dem des Eisens Ziel zu wenden sich begunnt;

wann alles Wechsel trieb' / im Wunder bunten Rund:

So bleibt doch meine Treu im Himmel-stäten rennen.

Der Geist / so Himmlisch ist / folgt seinem Vrsprung-Trieb:

es mag vergänglichkeit / so bald sie will / vergehen.

Dann Ewig / gleich wie Er / bleibt seine Frucht / die Lieb.

Kein Irdischheit sich darff zu dämpffen unterstehen /

was Tugend in den Bund mit Ewigkeit verschrieb.

Die Welt wird diesen nie / wie Er sie / brechen sehen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 245-246.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte