Ich rede von deinen Zeugnussen vor Königen /und schäme mich nicht

[207] Solt man der Höchsten Ehr' und Weißheit sich auch schämen /

welch ist des Herrn Wort? Ach nein! man soll sie frey

bekennen wie daß sie des Lebens Leben sey:

auf daß die andern sich zu ihrem Dienst bequämen.

Will man hierüber auch uns Leib und Leben nehmen /

schadt nicht: die Warheit steht uns todt und lebend bey.

sie hat der Freudenblick so viel und mancherley /

daß man mit jauchzen stirbt / stat daß man sich solt grämen.

Der Warheit Klarheit scheint durch düstre Irthums-Nacht:

Verführungs-Schatten muß von ihren Strahlen weichen:

wer sie verderben will / wie jener Thor es macht /

der mit ein wenig Erd die Sonne wolt verstreichen.

Ihr Thoren! seht ihr nicht / das Sonn' und Warheit ist

viel grösser / als die Erd' und aller Menschen List?

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 207.
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