Fünfte Scene.

[123] (In dem Hofe von Mordi's Schloß.)


Sami mit vielen andern Dienern von Mordi's Hofgesinde.


Sami.


Stellet hier euch in zwei Reihen;

Lange können sie nicht bleiben.

Wenn sie von dem Tempel kommen,

Wo die Trauung jetzt geschiehet,

Laßt uns laut ein Vivat rufen.


Alle.


Ja, gewiß von ganzem Herzen.

Das versteht sich ja von selber.


Der Zug kommt aus dem Tempel.

Voraus geht eine vollständige Musik. Die Musikanten sind in himmelblauen Sammt gekleidet. Darauf folgen zwölf Knaben und zwölf Mädchen in weißen Flügelkleidchen mit silberdurchwirkten

himmelblauen Binden um den Leib. Dann folgt das Brautpaar, der König mit Roselinden, hinter ihnen geht Schira. Hinter Schira kommen wieder sechs Knaben und Mädchen in hellgrünen Flügelkleidern, nach ihnen kommt Besenstielchen als Braut gekleidet, und neben ihr geht des Königs erster Rath, ihr Bräutigam. Den Zug schließen lange Reihen von des Königs Räthen, Hofbedienten und Volk.


Einer der Diener zu Sami.


Wer ist der denn hinterm Brautpaar?


[124] Sami.


Das ist Schira ja, der Vater.

Und dort geht noch eine Jungfrau,

Die aus unserm Land gekommen.


Andere Diener.


Welche?


Sami.


Dort, die Braut vom zweiten Brautpaar;

Dort die Braut des ersten Rathes.

Die hieß bei uns Besenstielchen,

Aber ist die treuste Seele,

Die man weit und breit kann finden.


(Der Zug nahet sich.)


Sami.


So, jetzt ruft das Vivat,

Aber recht aus voller Kehle.


Alle.


Vivat Mordi! vivat Braut.

Vivant alle Hochzeitsgäste!


Mordi und Roselinde.


Kommt und nehmet Theil am Feste.


[125] Alle.


Vivat Bräutigam und Braut!

Vivant alle Hochzeitsgäste!

Indem der Zug mit Musik vorüberzieht, fällt der Vorhang.

Quelle:
Albert Ludewig Grimm: Lina’s Mährchenbuch 1–2. Band 1, Grimma 21837, S. 123-126.
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