Zum Froschkönig. [2] No. 1.

Eins der allerältesten und schönsten Märchen, das man sonst in Deutschland unter dem Namen: von dem eisernen Heinrich besonders gekannt hat, nach dem treuen Bedienten, der sich sein kummervolles Herz in Banden hatte legen lassen. Rollenhagen nennt es so unter den alten deutschen Hausmärlein. Darauf bezieht sich auch, was Thilander v. Sittewald 3, 42 sagt: »dann ihr Herz stund in meiner Hand, fester als in ein eisen Band.« Vom Band der Sorge ist noch allgemeiner und öfter Rede, vom Stein der auf dem Herzen liegt, schön singt ein Minnedichter: »sie ist mir recht stahelhart in mein Herz gedrückt.« Heinrich von Sax (1, 36.) sogar ausdrücklich: »mein Herze in Banden litt,« und ein Lied von Heinrich dem Löwen Str. 59. »es lag ihr Herz in Banden.« – Allein der Hauptsage nach lebt das Märchen auch in Schottland fort. In the complaynt of Scotland geschrieben 1548. wird unter andern alten Erzählungen the tale of the wolf of the warldis end genannt, das leider ganz verloren gegangen (vielleicht die Sage vom nordischen Loke) ist. J. Leyden in s. Ausg. des Complaynt Edinb. 1801. S. 234. 35. glaubt, daß es in verschiedene Lieder und Ammenmärchen zerstückt noch herumgehe, er habe Fragmente singen hören, worin der Brunnen von der Welt End (well of the warldis end) vorkomme und the well Absolom und the cald well sae weary heiße. Hieran schließt er nun unser Märchen an, wiewohl der Weltbrunnen recht gut in verschiedene Sagen eingreifen kann, und wir auch in dem deutschen keine Anknüpfung zu[3] jenem Wolf (oder sollte Wolf im Original statt well stehen?) ahnen. Leydens Worte lauten nun: »according to the popular tale a lady is sent by her stepmother to draw water from the well of the worlds end. She arrives at the well, after encountering many dangers; but soon perceives that her adventures have not reached a conclusion. A frog emerges from the well, and, before it suffers her to draw water, obliges her to betrothe herself to the monster, under the penalty of being torn to pieces. The lady returns safe; but at midnight the frog lover appears at the door and demands entrance, according to promise, to the great consternation of the lady and her nurse.


›open the door, my hinny, my hart,

open the door, mine ain wee thing;

and mind the words that you and I spak

down in the meadow, at the well-spring!


the frog is admitted, and addresses her:


›take me up on your knee, my dearie,

take me up your knee, my dearie,

and mind the words that you and I spak

at the cauld well sae weary


the frog is finally disenchanted and appears as a prince in his original form.«

Die Stelle in the romance of Roswall and Lilian:


»the knight that kept the pavent well

was not so fair as Roswall


spielt schwerlich hierher an.«

La grenouille bienfaisante der Madame d'Aulnoy, ein schlechtes Märchen, hat auch gar keine Aehnlichkeit mit dem unsrigen.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. 2 Bände, Band 1, Berlin 1812/15, S. II2-IV4.
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