Zum goldnen Vogel. [35] No. 57.

No. 64, I. von der weißen Taube hat denselben Eingang, doch wird es auch sehr häusig und wie es scheint, wo nicht besser, doch älter mit folgendem erzählt: ein König war krank, oder nach andern blind geworden, und nichts in der Welt vermochte[35] ihn zu heilen, bis er einstmals hörte (oder es ihm träumte), daß weit davon der Vogel Phönix wäre, durch dessen Pfeifen (oder Gesang) er allein genesen könne. Nun machen sich die Söhne nach einander auf, und nur in der Menge der verschiedenen Aufgaben, die der dritte Sohn zu bestehen hat, weichen die verschiedenen Recensionen ab. Das nothwendige Pfeifen des Phönix ist hier allerdings besser begründet. Einmal wird auch erzählt, daß der Fuchs, nachdem er den Schuß zuletzt empfangen, ganz verschwindet und nicht zu einem Menschen wird. Das Stürzen in den Brunnen (wofür auch ein Steinbruch vorkommt) ist mit der Sage von Joseph, der ja auch sonst selbst der Phönix, (d.h. der Goldvogel) ist, die Befreiung daraus durch den Fuchs mit der von Aristomenes (nach Pausanias), von Sindbad (nach 1001 Nacht), und Gog und Magog (nach Montevilla) merkwürdig verwandt. –

In den Kindermärchen aus mündlichen Erzählungen gesammelt, Erfurt bei Keyser 1787. wird unser Märchen S. 94-150. in falschem Ton erzählt; im Norden ist es aber schon früh bekannt gewesen, und ohne Zweifel auch in andern Theilen Europas.

Peringskiold in seinem für Hickes gemachten Catalog p. 315. führt die Saga af Artus Fagra an, und beschreibt ihren Inhalt folgendermaßen: hist. de tribus fratribus Carolo, Vilhialmo atque Arturo, cogn. fägra, regis angliae filiis, qui ad inquirendum Phönicem, ut ea curaretur morbus immedicabilis patris illorum, in ultimas usque Indiae oras missi sunt. (Vielleicht ist auch in einem angelsächs. Codex, den Wanley p. 281. angiebt: Liber VI. septem constans capitulis, descriptionem tractat felicissimae cujusdam regionis orientalis et de Phönice, quae ibi invenitur, etwas davon berührt). Eine spätere dänische Bearbeitung in sechszeiligen Strophen ist zum Volksbuch geworden, aber ohne poetischen Werth. Nyerup handelt davon unter Num. 15. Von dem daselbst angeführten Titel ist eine vor uns liegende Ausgabe etwas abweichend,[36] und der Uebersetzung aus dem Holländischen, die wohl nur ein Vorgeben ist, wird nicht gedacht. (En meget märkvärdig Historie om Kong Edvard af Engelland, der faldt i en svär Sygdom, men helbrededes ved en viis Qvindes Raad, og det ene ved hans yngste Söns Prins Atti (Arti) Ömhed og Mod, der havde sin Fader saa kier, at han foretog en Rejse til Dronningen af Arabien, tilvendte sig ved List hendes Klenodier, bortförde Dronningens dyrebare Fugl Phönix, og sik til Slutning ... Dronningen selv tilägte.) Die Söhne heißen auch hier Carl, Wilhelm und Artus, vom hülfreichen Fuchs kommt nichts vor, und fast in allem ist die deutsche Volkserzählung weit vorzüglicher.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. 2 Bände, Band 1, Berlin 1812/15, S. XXXV35-XXXVII37.
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