238. Die Brotschuhe

[242] Einer Bürgersfrau war ihr junges Kind gestorben, das ihr Augapfel war, und wußte gar nicht genug, was sie ihm noch Liebes und Gutes antun sollte, eh es unter die Erde käme und sie's nimmermehr sehen würde. Und wie sie's nun im Sarg auf das beste putzte und kleidete, so deuchten ihr die Schühlein doch nicht gut genug und nahm das weißeste Mehl, was sie[242] hatte, machte einen Teig und buk dem Kind welche von Brot. In diesen Schuhen wurde das Kind begraben, allein es ließ der Mutter nicht Rast noch Ruh, sondern erschien ihr jammervoll, bis sein Sarg wieder ausgegraben wurde und die Schühlein aus Brot von den Füßen genommen und andere ordentliche angezogen waren. Von da an stillte es sich.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 242-243.
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