275. Der Krischer

[271] Johann Peter Kriechbaum, Schultheiß der Oberkainsbacher Zent, erzählte den 12. März 1753: Im Bezirk, genannt die Spreng, halte sich ein Geist oder Gespenst auf, so allerhand Gekreisch als wie ein Reh, Fuchs, Esel, Hund, Schwein und anderer Tiere, auch gleich allerhand Vögel führe, dahero es von den Leuten der Krischer geheißen werde. Es habe schon viele irregeleitet, und getraue niemand, sonders die Hirten nicht, sich in dasigen Wiesen aufzuhalten. Ihm sei neulich selbst begegnet, als er nachts auf seine Wiese in der Spreng gegangen und das Wasser zum Wässern aufgewendet, da habe ein Schwein in dem Wäldchen auf der Langenbrombacher Seite geschrien, als ob ihm das Messer im Hals stäke. Das Gespenst gehe bis in den Holler Wald, wo man vor sechzehn Jahren Kohlen brennen lassen, über welches die Kohlenbrenner damals sehr geklagt und daß sie vielfältig von ihm geängstigt würden, indem es ihnen in Gestalt eines Esels erschienen. Ein Gleiches habe der verstorbene Johann Peter Weber versichert, der in der Nacht Kohlen allda geladen, um sie auf den Michelstädter Hammer zu führen. Heinrich Germann, der alte Zentschultheiß, versicherte, als er einstmalen die Ochsen in seiner Sprengswiese gehütet, wäre ein Fuchs auf ihn zu gelaufen gekommen, nach dem er mit der Peitsche geschlagen, worauf er augenblicks verschwunden.[271]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 271-272.
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