308. Der tote Bräutigam

[293] Ein Adliger verlobte sich zu Magdeburg mit einem schönen Fräulein. Da geschah's, daß der Bräutigam in die Elbe fiel, wo man ihn drei Tage suchte und nicht finden konnte. Die ganze Verwandtschaft war in tiefer Bekümmernis, endlich kam ein Schwarzkünstler zu der Liebsten Eltern und sprach: »Den ihr suchet, hat die Nixe unterm Wasser und wird ihn auch lebendig nicht loslassen, es sei dann, daß eure Tochter und ihr Liebster Leib und Seele der Nixe verschwören oder daß eure Tochter sich flugs an seiner Statt von den Nixen das Leben nehmen lasse, oder auch, daß der Bräutigam sich der Nixe verspreche, welches er aber jetzund nicht tun will.« Die Braut wollte sich gleich für ihren Liebsten stellen, allein die Eltern bewilligten es nicht, sondern drangen in den Zauberer, daß er den Bräutigam schaffen solle, lebendig oder tot. Bald darauf fand man seinen Leichnam am Ufer liegen, ganz voll blauer Flecken. – Ein Ähnliches soll sich mit dem Bräutigam eines Fräulein von Arnheim begeben haben, der auch im Wasser umgekommen war. Weil man aber die Stelle nicht wußte, brachte der Zauberer durch seine Kunst zuwege, daß der Leichnam dreimal aus dem Wasser hervorsprang, worauf man an dem Ort suchte und den Toten im Grunde des Flusses fand.[293]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 293-294.
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