350. Ochsen zeigen die heilige Stätte

[328] Bei Matten, einem Dorfe unweit der Mündung des Fermeltales in der Schweiz, liegt ein gewaltiges, zerstörtes steinernes Gebäude, davon geht folgende Sage: Vor alten Zeiten wollte die Gemeinde dem heiligen Stephan eine Kirche bauen, und man ersah den Platz aus, wo das Mauerwerk steht. Aber jede Nacht wurde zum Schrecken aller wiederum zerstört, was den Tag über die fleißigen Talleute aufgeführt hatten. Da beschloß die Gemeinde, unter Gebeten die Werkzeuge des Kirchenbaus einem ins Joch gespannten Ochsenpaare aufzuerlegen, wo das stillstehen würde, wollten sie Gottes Finger darin erblicken und die Kirche an dem Ort aufbauen. Die Tiere gingen über den Fluß und blieben da stehen, wo nun die Kirche St. Stephan vollendet ward.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 328.
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