418. Ankunft der Pikten

[387] Da geschah es, daß der Peohten Volk aus Szythienland in Schiffen kam, und langten in Schottland an und fanden da der Schotten Volk. Und sie verlangten Sitz und Erde in ihrem Land zwischen ihnen. Die Schotten antworteten, ihr Land wäre nicht groß genug, daß sie beide Raum darin hätten. »Wir wollen euch aber guten Rat geben, was ihr zu tun habt. Wir wissen nicht fern von hinnen ein ander Eiland, gen Osten hin, das können wir an klaren Tagen von hier aus der Weite sehen. Wollt ihr das besuchen, so werdet ihr da Erde zu wohnen finden; und widersetzt sich jemand, so wollen wir euch Hilfe leisten.« Da fuhren die Peohten nach Britannien und ließen sich in den Nordteilen dieses Eilands nieder. In den Südteilen wohnten die Briten. Da nun die Peohten keine Weiber hatten, baten sie solche von den Schotten. Diese willigten ein und gaben ihnen Weiber unter dem Vertrag, daß sie in streitigen Fällen ihren König mehr aus dem Weibergeschlecht als aus den Männern kiesen möchten. Dies wird noch jetztzutag unter den Peohten so gehalten.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 387.
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