Vber des Herren Jesu Gefängnüß

[5] Gleich wie im Garten sind dem Teuffel eingegangen/

Ins auffgestalte Netz/ gantz blind vnd vnbedacht/

Die Ihre Missethat han auff vns erblich bracht/

So wird im Garten auch/ doch ohne Schuld gefangen/

Der vnser Laster-Straff an seinen Halß gehangen/

Die Hãd/ durch welcher Krafft das Weltgebäw gemacht/

Der hellẽ Gottheit Glantz wird in der schwartzen Nacht[5]

In Fässel eingelegt; so wolte mit vns prangen

Der Fünsternüssen Printz; alßbald der matte Geist

Wär durch des Todes Hand hin auß dem Leib geweist/

Wenn nicht durch Christi Band Ihm seine Band zurissen.

Hättstu dich nicht zum Knecht für mich mein Hertz gemacht;

Vnd deine Freyheit nichts für meine Seel geacht;

So must ich ewig sein ins Dienst-Hauß eingeschmissen;

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 5-6.
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