28.
Auf einen in der heiligen Pfingst-Nacht entstandenen Brand

[108] Der höll'sche Trauer-Geist/ erhitzt von Rach und Toben/

Riß mitten in der Nacht aus seines Kerckers Nacht/

Und wolt in Asch und Rauch/ durch grauser Flammen Macht/

Umstürtzen was sich kaum aus seinem Grauß erhoben.

Die Funcken schwungen sich/ der Wiederglantz von oben

Erschröckte Gaß und Wall/ weil Dach und Pfost erkracht;

Doch ward sein Grimm gedämpfft/ weil du vor uns gewacht/

Du Freuden-Geist/ den wir als Gottes Flamme loben.

Du Feuer/ das den Pusch entzündet nicht verzehrt/

Hast des Verderbers Gluth allmächtig abgewehrt;

Gleich wie der lichte Blitz den schwachen Brand erstecket.

Der Feind trug unrein Feur auf deinen Lob-Altar;

O Quelle reiner Lust! du löschest die Gefahr/

Wir schlieffen/ du hast uns bestürtzt in Freud erwecket.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 108.
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