34.
Auf seines Sohnes Theodori Absterben

[111] Du forderst Herr von uns zum Neu-Jahr dein Geschencke/

Das du auf kurtze Frist uns und der Welt vertraut.

Nimm den! Ich laß es hin; es hat die Welt geschaut

Und wie sich in der Welt ein Mensch in Schmertzen kräncke.

Es schaut nun freudig an/ wie lieb reich Gott bedencke/

Den Er durchs reine Bad abwusch/ wofür ihm graut/

Dem Er ein Grab allhier und dort ein Schloß auffbaut

Und zu sich rufft/ daß Er sich nicht von Ihm ablencke.

Zeuch hin! zeuch frölich hin! Ob schon mein Hertze bricht/

Beklag ich liebstes Kind doch deinen Abschied nicht/

Weil dir weit besser ist als ich je wüntschen können.

Du forderst grosser Gott diß werthe Pfand von mir;

Ich weigre ferner nicht. Wolan es zeucht zu dir:

Was wirst hergegen du mir vor ein Neu-Jahr gönnen?

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 111.
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