38.
Auf einer Hoch-Fürstl. Person Absterben

[113] Mehr denn durchlauchter Geist/ zureissest du das Band

Mit welchem Sterblichkeit umsonst dich sucht zu halten/

Schwingst du dich Himml auf/ was ewig zu verwalten/

Und denckst du nicht an dein in Leid vertiefftes Land?

Rufft Gott/ der Fürsten Fürst/ dich sein unschätzbar Pfand/

Das er der Erden lieh! Jtzt nun die Treu wil alten/

Nun Redligkeit verblüht/ und Recht und Lieb erkalten/

Dorthin wo alles gläntzt/ im immer-festen Stand.

Blut würd an Thränen statt aus unsern Augn fliessen/'

Wenn nicht dein Tod die Seel uns aus der Brust gerissen/

Wie! nenn ich deinen Tod/ was dich ins Leben führt?

Ach Fürst: ich schau wie fern es mit uns leider! kommen/

Weil du den Ehren Schmuck mit aus der Welt genommen/

Der Kirch'/ und Rath und Schul und Schwerdt und Schild geziert.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 113.
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