42.
Auf eines Adelichen Frauenzimmers Absterben

[115] Ich/ die zu Weh und Angst in diese Welt gebohren/

Hab/ indem sich das Land nach Krieg in Ruh gesetzt/

Indem die Nachbarschafft/ Schwerdt/ Spiß und Säbel wetzt/

Mir Gottes Schooß zum Schloß der wahren Ruh erkohren.

Hier schläfft mein keuscher Leib der nichts allhier verlohren/[115]

Weil sich die Seel in Lust der Ewigkeit ergötzt.

Kind/ Ehgemahl und was die Welt verlassen schätzt/

Folgt mir/ und wüntscht den Sitz den Gott uns selbst verschworen.

Der du fürüber gehst/ betraure nicht mein Sterben/

Weil ich durch Sterben nur die Freude kont erwerben/

Die hier kein Hertz empfind und nur der Himmel kennt.

Traur über dich der du must auf der Erden kämpffen/

Wo wir mit Fall und Blut den Brand der Länder dämpffen;

Denck auch daß deine Zeit/ weil du hier stehst/ hinrennt.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 115-116.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
Frühe Sonette (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)