47.
An einen höchstberühmten Feldherrn/ bey Uberreichung des Carl Stuards

[118] Held/ den die Tapfferkeit/ Held den die Kunst zu kriegen/

Der treffliche Verstand/ des alten Hauses Pracht/

Und das verknüpffte Glück mit Tugend/ herrlich macht/

Und der durch Blut gesucht in Flamm und Blut zu siegen;

Schau an in seinem Blut gestürtzt vom Throne liegen/

Der Britten hohes Haupt/ indem das Reich erkracht/

Das eines Henckers Beil auffs Königs Hals gebracht/

Mit dessen Seel auch Ruh/ und Zucht/ und Recht verfliegen/

Die todte Majestät/ die auf das Mord-Klotz fällt/

Beschwärtzt das weisse Land/ und schreckt die grosse Welt/

Die sich von Britten sucht weit mehr denn vor zu schneiden/

Die Unschuld/ die den Geist in solchem Hohn auffgiebt/

Erfordert was gerecht/ und rechte Waffen liebt/

Zu rächen diesen Fall. Heer Schwerdter aus der Scheiden!

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 118.
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