48.
An eine hohe Standes-Person

[118] Herr/ der durch hohen Ruhm den Glantz so vieler Ahnen

Weit übertroffen hat/ dem selbst der grimme Neid

Vor/ da man Schwerdter wetzt/ und bey nun stiller Zeit

Den Weg zu solcher Ehr/ die ewig blüht/ muß bahnen/

Last mich diß neue Jahr um seine Pflicht-Schuld mahnen/[118]

Mein Vaterland begehrt/ daß eure Freundligkeit

Von etwas höherm Ort tröst unser Völcker Leid/

Und wünscht euch reichern Sieg bey treuer Liebe Fahnen/

Komm längst-gehofftes Jahr/ komm vieler tausend Wonne/

Und laß durch Silas Lust uns alle frölich seyn/

Gib ihm sein junges Hertz/ er steige mit der Sonne/

Und nehme jener Geist und unser Seelen ein.

Komm gib ihm noch mehr Jahr; und wenn er wird verschwinden/

Gib du/ daß wir ihn hier in seinem Blut auch finden.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 118-119.
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