49.
An den Erlauchten Unglückseligen

[119] Held/ den rauh unglücklich seyn Unglück überwinden lehret;

Der du rauher Donner Macht

Unerschröckt in Noth verlacht/

Blicke diesen Schauplatz an/ drauf man nichts denn Unglück höret/

Schau hier scheitert Kiel und Mast/ weil sich Sturm auf Stürme mehret/

Der besteinten Scepter Pracht/

Stuhl und Crone bricht und kracht/

Weil der Fall die Eitelkeit mit Blut/ Brand und Folter ehret.

Du senckst den Ancker selbst in bittre Teuffen ein/

Bejammre denn mit mir die unerhörte Pein

Der Seelen/ die in Ach in Leid und Todt verschmachten.

Man rühme wie man wil/ ein Blumen-reiches Feld/

Wer alles überlegt/ wird/ tieff-gesinnter Held/

Für leichter Rosen Lust die ernsten Disteln achten.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 119.
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