15.
Auff den andern Pfingst-Tag. Joh. 3.

[232] Der ewig treue Gott/ hat die nicht wehrte Welt.

So hoch auß heisser Lieb' in seinem Sinn geschätzet/

Daß Er sein einig Kind/ für sie in Tod gesetzet/

Sein Kind der Erden Heil vnd Rath Löse-Geld:

Wer sich mit festem Ernst an diesen Mitler hällt/

Den hat kein Vntergang/ kein Hellen-Sturm verletzet

Er wird im Freuden-Schloß deß Himmel stets ergetzet

Wenn nun der Erden Bau in letzten Brand' einfällt.

Gott hat vns nicht sein Kind zu Straffe senden wollen/

Sein Kind/ durch das wir Freud' vnd Heil erlangen sollen.

Wer standthafft auff ihn traut; den schreckt sein Vrteil nicht

Wer diese Hülff außschlägt/ vnd sich durch grobe Sünden

Wil mit Beelzebub vnd Beltal verbinden/

Bleibt ewig schwer verdampt/ vnd schaut kein Himmels-Licht.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 232.
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