34.
Wir haben allenthalben Trübsal. 2. Cor. 4.

[242] Was haben wir doch hir als Trübsal/ ach/ vnd Bande?

Doch schmacht die Seel' in Angst vnd stettem Trauren nicht/

Ob schon vns Hertz vnd Fleisch vor Bangikeit zu bricht;

Reist kein verzweifeln eyn. Wir sind der Menschen Schande/

Man stöst als böse Leut/ als Dieb' vns auß dem Lande/

Vnd kränckt vns hir vnd dar/ doch wil deß Himmels Licht/

In Elend bey vns seyn/ ob auch die Welt vns richt/

Vnd gäntzlich vnterdruckt/ wir leben in dem Brande

Wir kommen keinmal vmb/ ob gleich deß Herren Tod

Durch so viel grimme Pein/ durch so viel grause Noth

Durch nicht erhörten Zwang stets an vns wird erneuet:

Weil auch das herrlich seyn/ das Christi Creutz erwarb/

Der auch in gröster Qvall in höchstem Jammer starb

Erneut an vns/ die nichts den Angst vnd Creutz erfreuet.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 242.
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