15.
Auff den Sontag deß langmütigen Ackermans/oder den V. nach dem Fest der Weisen. Matth. 13.

[195] Der Feind streu't auß auffs Land/ das du erbauet/

Sein Vnkraut! Herr/ in dem die Sünden Nacht

In trüben Schlaff die trägen Menschen bracht

Den du die Frucht zu hütten an vertrauet!

Diß/ was man nur auff allen Aeckern schauet

Ist falsche Lehr vnd Neyd vnd Ketzer Pracht

Wir schlaffen fest: der Sathan seet vnd wacht

Der Sathan/ dem vor deinem Segen grauet.

Ach sihst du nicht wie jene Schaar vmb läufft

Die dir zu Trotz so Korn als Tresp außräufft!

Wenn wirst du dich zu letzter Ernd't auffmachen?

Kom' es ist zeit! führ alle Garben eyn!

Führ eyn die Frucht. Laß in der Flammen Pein

Deß Sathans Saat/ die nicht mehr taug/ verkrachen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 195.
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